Anlässlich des hundertsten Geburtstag von Joseph Beuys hat Frau Nahtlust ihn zum Wochenthema bei ihrem „Jahr der Miniaturen“ gemacht. Viel wusste ich nicht über Joseph Beuys – deshalb habe ich im Internet ein wenig recherchiert. Er ist mir nicht sehr sympathisch geworden – mit seiner „braunen“ Vergangenheit und seinem nachträglichen, verharmlosenden Umgang mit dem Holocaust. (Ein sehr interessanter Artikel stand dazu auch in der ZEIT N° 13. Die Beuys Biografie von Hans-Peter Riegel stellt ihn ebenfalls sehr kritisch dar.) Ehrlich gesagt habe ich mir schwer getan, etwas „zu seinen Ehren“ zu erwerkeln… und hätte ich mir nicht in den Kopf gesetzt, jede Woche etwas zum Jahr der Miniaturen beizutragen, dann hätte ich es gelassen. Nicht einmal das schöne Gedicht „Lass dich fallen“, das ihm so oft zugeschrieben wird, stammt wirklich von ihm. Es heißt ursprünglich „How to be an artist“ und die amerikanische Künstlerin SARK hat es verfasst. Nun gut… letzten Endes habe ich doch etwas gemacht…
…nämlich ein Bild von ihm in vier Teile geschnitten…
… und mit Buchseiten wieder ergänzt. Auf den Buchseiten geht es um Eichen. Stellvertretend für das Projekt „7000 Eichen“, das er 1982 für die Documenta in Kassel durchgeführt hat.
Sein Gesicht habe ich noch ergänzt- und den Hemdkragen. Das Ganze klebt auf einem Gelliprint.
Ein Zitat von Joseph Beuys habe ich auf Teefilterpapier getippt und aufgeklebt. Fertig ist meine 19. Miniatur… die der widersprüchlichen Gefühle 😉
7 Antworten
Wow, deine Collage ist ganz phantastisch geworden. Tolle Idee, das Gesicht zu teilen und auf diese Art zu ergänzen.
Die Gesinnung anderer muss man immer im Zusammenhang mit der Zeit sehen. Was heute an Denkweisen in uns reinmanipuliert wird, wird morgen auch schon wieder kritisch beurteilt werden. Und was heute zu verurteilen als chic und zeitgemäß gilt, geht mir oft zu weit.
Ein langes Thema …
Liebe Grüße
Ela
Andrea, richtig richtig super ist deine Beuys-Collage! ich liebe sie!
Um die Eichen in meiner Stadt wird es auch bei mir gehen, aber noch bin ich nicht soweit!
Liebe Grüße – Ulrike
Von der politischen Gesinnung von Joseph Beuys wußte ich bislang nicht. Ich kannte nur seine Kunst und die hat mich schon vor vielen Jahren beeindruckt. Deine Kollage ist toll geworden.
Ich mag an Beuys vor allem, dass er die Kunst in die alltägliche Diskussion gebracht hat und wir seither anders über KUnst denken oder über das, was alles Kunst sein kann – und dass der Begriff Kunst weg geht von den „schönen“ Gemälden. Zumindest sehe ich ihn als solchen „Treiber“ und Beeinflusser. Die politische frühere Gesinnung ist mir bislang auch nicht untergekommen in der Recherche, aber vielleicht weil ich auch immer „nur“ zu Kunst und wenig zu seiner sonstigen Person geschaut habe. Danke für dieses Zerschneiden und Aneinanderfügen – das ist gut abgebildet!
LG. Susanne
Ich finde es richtig gut, wie du mit dem Thema Widerspruch umgehst. Wann ist ein Held ein Held? Haben wir nicht alle unser dunklen Seiten? Wer ist schon perfekt!
die widersprüchlichkeit von beuys hast du hervorragend dargestellt. ich habe erst kürzlich einiges neues seiner eigenen geschichte erfahren, die mich nicht sehr erfreut haben. dass er seine eigene biographie verfälscht hat (die story mit den tataren…) ist ja hinlänglich bekannt, ebenso, dass er ein ziemlicher egomane war. ich schätze seine arbeiten jedoch nach wie vor sehr und habe im lauf der zeit viele ausstellungen mit seinen werken gesehen. seine zeichnungen finde ich einfach genial und vieles andere auch. künstlerisch ist er nach wie vor ein vorbild für mich. ich bin auch vorbelastet, habe ich doch bei zwei documentas in meiner heimatstadt kassel seine aktionen dort hautnah verfolgt und bin heute immer noch begeistert von seiner 7000-eichen-aktion. wenn ich heute mal wieder in kassel bin, erfreue ich mich immer an den vielen wunderbaren bäumen, die inzwischen zu einer stattlichen größe gewachsen sind.
liebe grüße
mano
Liebe Andrea,
toll wie Du Deine Collage mit den widersprüchlichen Gedanken verarbeitet hast.
Ich kann es gut nachvollziehen, habe mich bis heute mit Beuys auch immer schwer getan.
Liebe Grüße
Monika