01. November 2021 – Blaue Wunder

Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung, da ich von einem Buch und meinen Erfahrungen damit berichte…)

Mich hat ja, wie ihr hier schon sehen konntet, ein wenig das Cyanotypie-Fieber gepackt. Vor einer Weile ist folgendes Buch in mein Bücherregal eingezogen:

Wie der Name schon sagt, geht es um blaue Wunder – nämlich die faszinierende Technik der Cyanotypie. Zu Beginn schreibt Marlis Maehrle kurz etwas zur Geschichte dieser historischen fotografischen Technik und kommt dann relativ zügig zur Sache. Sprich, sie erklärt verständlich, wie das nun funktioniert mit den blauen Wundern. Tom und ich wussten ja inzwischen schon ein bisschen was – aber ein AHA-Erlebnis war definitiv der Teststreifen… Da, je nach Lichtverhältnissen, die Belichtungszeit ganz schön variieren kann, empfiehlt Marlis Maehrle, jedes Mal bevor man loslegt, einen Teststreifen zu verwenden: Das heißt, einen beschichteten Streifen Papier, der zunächst vollständig mit schwarzem Tonkarton abgedeckt wird. Alle 2 Minuten (so war unsere Einheit) wird der Streifen ein Stückchen nach unten geschoben. Wenn man unten angelangt ist, wäscht man den Papierstreifen aus und kann nun ablesen, nach welcher Zeit die stärkste mögliche Belichtung erreicht ist. Nämlich da, wo der Blauton nicht mehr dunkler wird.

In unserem Fall war die optimale Belichtungszeit etwa 16 Minuten. Das ändert sich natürlich je nach Tageszeit aufs Neue…

Ein weiteres AHA-Erlebnis hatten wir, als wir Papiere verwendeten, die Tom und ich noch im Juli bei dem Kurs in Esslingen beschichtet hatten. Damals packten wir die Papiere in zwei schwarze Müllbeutel und schoben sie im kühlen Schlafzimmer unter eine alte Holztruhe. Zwar gut lichtgeschützt- aber überall hörten wir, dass das beschichtete Papier trotzdem irgendwie reagiert und nicht sehr lange aufbewahrt werden kann. Unser Papier war nun über 2 1/2 Monate alt und wir hatten nicht sehr große Hoffnungen in es gesetzt. Was soll ich sagen? Es hat einwandfrei funktioniert! Und so konnte es losgehen, das muntere Experimentieren. Und genau dazu lädt es auch ein, das Buch. Ich habe ein paar Sachen ausprobiert – längst nicht alle – die in dem Buch vorgestellt werden:

Hier wollte ich die Lichtdurchlässigkeit von Washi-Tape testen, eine Frottage belichten sowie Blütenblätter und Beeren.

Schaut, was daraus geworden ist: Da die Glasplatte schräg über dem Papier lag, sieht man die Kante auf der Cyanotypie. Die Beeren sowie das Strickteil lagen nur lose auf und haben keine so klaren Konturen wie die Sachen, die unter der Glasplatte lagen. Beides hat seinen Reiz…

Wie unterschiedlich die Ergebnisse der beiden Washi-Tapes sind!

Eine andere Idee aus dem Buch, die ich ausprobierte, war, dünnes Papier unterschiedlich zu falten. Da es nun an manchen Stellen lichtdurchlässiger ist als an anderen, kann man damit schöne Effekte erzielen. Den Rand kann man ebenfalls unterschiedlich gestalten, indem man ihn mit Schablonen abdeckt. Ich habe gerissenes, schwarzes Tonpapier verwendet.

Ein gefaltetes Origamiherz aus Deli-Paper, Rosenblüten und Washi-Tape.

Und so ist die fertige Cyanotypie geworden:

Weitere Versuche mit Buchstabenschablonen und Pusteblumen…

… und mit angefressenen Blättern und ganzen Hortensienblüten:

Die Blautöne sind selten ganz gleich und hängen von verschiedenen Faktoren ab.

Steinpapier ergibt zwar interessante Strukturen, würde ich aber nicht mehr für die Cyanotypie verwenden:

Ein weiterer Versuch war (Idee auch aus dem Buch…), mit Buchstabennudeln Schrift zu gestalten:

Den Rahmen habe ich mit Spaghetti gemacht. Die beiden an den Seiten liegen flach unter der Glasplatte. Die oben und unten liegen nur lose auf. Achtet mal auf den Schattenwurf!

Sehr gut gefällt mir bei der fertigen Cyanotypie, wie schön diesmal die kleinen Samenfallschirmchen rauskommen!

Der Schatten wir viel diffuser abgebildet als die Stellen, die ganz abgedeckt sind.

Über das Thema „Schattenwurf“ steht auch einiges im Buch. Ich habe selber noch Verschiedenes ausprobiert. Der Versuch, den schönen Schatten von Kristallgläsern abzubilden hat nicht so ganz geklappt; dazu war die Nachmittagssonne im Herbst eher ungeeignet.

Interessant finde ich hier die Schrift… Ich habe Holzbuchstaben genommen und da ich während der Belichtung das Papier verschoben habe, hat sich natürlich auch der Schattenwurf verändert.

Bei dem nächsten Bild habe ich ebenfalls Holzbuchstaben genommen aber diesmal das Blatt nicht verschoben. Die Schrift bekommt dadurch einen coolen 3D Effekt. Schade ist, dass ich ein blaues beschichtetes Blatt genommen habe. Das gefällt mir längst nicht so gut wie ein weißer Hintergrund.

Bestempeltes Transparentpapier eignet sich ebenfalls gut für Schriftelemente:

Von Hand auf Folie zu schreiben und diese auf eine zweite Folie zu legen, hat mich nicht so überzeugt. Man sieht sehr stark, die Stellen, wo mehr Tinte rausgekommen ist. Beim nächsten Mal würde ich die Schrift einscannen und auf Folie drucken.

Gelernt habe ich bei meinen Experimenten ebenfalls, dass die schräg stehende Herbstsonne schöne Schatten wirft, wie auf dem unteren Bild zu sehen. Die kleinen Ovale sind die Schatten von Perlen, die ich auf die Glasplatte gelegt hatte.

Tom hat von einer alten Fotografie der Hände meiner Großmutter eine Folie für unsere Cyanotypie erstellt. Wunderschön, wie ich finde.

Außerdem habe ich gelernt, dass es gut ist, zu veränderten Tageszeiten neue Probestreifen zu machen. Das habe ich nämlich nicht gemacht sondern am Nachmittag die gleiche Belichtungszeit angenommen wie am Vormittag. Im Unterschied zu der Cyanotypie, die Tom am Vormittag gemacht hat, seht ihr, dass mein Bild ein wenig unterbelichtet ist.

Zu mehr Cyanotypie bin ich noch nicht gekommen. Das Buch hat aber noch einiges zu bieten: von weiteren Ideen zum Ausprobieren bis hin zu Projekten, die man machen kann. Auch auf das Thema Entfärben und Umfärben wird eingegangen. Sprich ein absolut empfehlenswertes Buch!

Ein weiteres sehr schönes Buch möchte ich euch noch kurz vorstellen: ein Bilderbuch, das ich zufällig entdeckt habe. Nicht nur die Illustrationen, die mit Cyanotypie gemacht wurden, sondern auch der Text sind wunderschön und sehr lebensklug. Es geht, grob gesagt, darum, dass sowohl das Dunkle als auch das Helle zum Leben gehören.

Schaut mal, wie poetisch die Bilder sind!

Ganz hinten im Buch steht ein bisschen was zur Technik der Cyanotypie und lädt zum Ausprobieren ein.

Ich habe das Buch zunächst für meinen Kindergarten angeschafft, war aber dann so begeistert, dass ich es mir selber auch noch gekauft habe.

So, das war viel heute! Danke fürs Durchhalten… 😉

6 Antworten

  1. Liebe Tochter,
    das sind wirklich höchst künstlerische, anspruchsvolle Experimente und Arbeiten.!
    Und die Ergebnisse sind unglaublich schön!
    Für mich wäre diese Technik interessant in Verbindung mit Porträtzeichnungen und auch mit Schrift.
    Mach weiter so – diese Technik ist extrem lohnend!
    Lieben Gruß, Mama

  2. Also, von Durchhalten kann hier keine Rede sein, ich hätte mir gerne auch noch mehr angesehen! Was hast du alles für interessante Versuche gemacht… aber das ist gut so, um die Möglichkeiten richtig auszuloten. Einige davon hab ich damals auch gemacht, aber bei dir entdecke ich doch noch so schöne Dinge, wie die 3D-Buchstaben beispielsweise!
    Absolut wunderbar ist ja die Cyanotypie der Hände mit Perlenkette!!!
    Da bekomme ich glatt auch wieder Lust drauf, aber damit warte ich doch lieber, bis zum nächsten Sommer.
    Euch viel Spaß noch damit!
    Ulrike grüßt!

  3. bei euren experimenten sind sehr schöne seiten entstanden! ich habe nie „echte“ cyanotypie gemacht, weil ich nicht gerne mit chemie rumhantiere. ich habe das immer mit seidenmalfarben gemacht und hatte auch wirklich tolle ergebnisse mit blättern, schlüsseln u.ä., die sich auf stoff haarscharf abgebildet haben. allerdings kann man so natürlich nicht fotos verwenden und die wunderbare abbildung der hand mit der perlenkette kann man mit seidenmalfarben nicht hinbekommen.
    liebe grüße
    mano

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