04. Oktober 2021 – Cyanotypieversuche…

Schon seit längerem habe ich mit der Technik der Cyanotypie geliebäugelt. Als Anfang Juli diesen Jahres bei der Kunstakademie Esslingen ein Tageskurs zu diesem Thema angeboten wurde, haben Tom und ich uns gleich dazu angemeldet. Meine Ergebnisse waren jedoch leider eher enttäuschend und ich wusste gar nicht so recht, warum…

Das Bild oben rechts war das einzige, das den schönen, typisch tiefblauen Ton bekam. Die anderen wurden entweder gar nichts, viel zu hell oder verwaschen…

Ruhe gelassen hat mir das Ganze dann aber doch nicht. Die Kurse bei Jeromin haben ja fast schon Erfolgsgarantie – und so haben Tom und ich Mitte September in Speyer einen zweitägigen Kurs bei Fritz und Brunhilde zur Cyanotypie belegt. Jetzt wollten wir es aber wissen! Und wirklich: es gab einige Aha-Effekte und Erleichterungen! Zum einen mussten wir die Papiere nicht in nahezu völliger Dunkelheit mit der lichtempfindlichen Flüssigkeit beschichteten. Ein etwas abgedunkelter Raum reicht völlig! Dann sieht man wenigstens, was man tut… 😉

Tom beim Beschichten der Papiere mit der lichtempfindlichen Flüssigkeit.

Zum anderen konnten wir uns beim Arrangieren der Objekte viel mehr Zeit lassen. Es ist kein Problem in einem etwas abgedunkelten Raum verschiedene Zusammenstellungen auszuprobieren und erst, wenn man zufrieden ist, nach draußen, ins UV-Licht zu gehen.

Damit nichts verrutscht und alles möglichst plan auffliegt, wird eine Glasplatte aufgeklemmt.

Im UV-Licht verändert sich der Farbton sofort und nach etwa 20 Minuten Belichtungszeit (die wiederum hängt natürlich davon ab, ob die Sonne scheint oder nicht…) sieht das Ganze noch relativ unspektakulär aus:

Das Auswaschen der Chemikalien in Wasser bringt aber dann den Aha-Effekt!

Da, wo das UV-Licht hinkam, färbt sich alles schön blau; die bedeckten Stellen bleiben weiß!

Hier meine allerersten Versuche auf kleinen A6-Karten:

Stoff kann man ebenso verwenden. Hier unten habe ich ihn gefaltet und noch Pflanzenteile darübergelegt:

Sieht nach großer Matschpampe aus…

So kann man ganz unterschiedliche Effekte erzielen:

Das Ergebnis der „Matschpampe“ seht ihr ganz unten. Ich finde es richtig schön!

Das Arrangieren von diversen Objekten auf dem Papier ist fast ein wenig meditativ…

Genauso wie Tom, habe ich viel mit Fotos gearbeitet, die wir auf Folien ausgedruckt hatten. Die Ergebnisse waren alle einzigartig und fast alle richtig gut!

Die Fotofolien können super mit Pflanzenelementen kombiniert werden.

Mit den vier Karten vom Anfang haben wir dann noch Umfärbeexperimente gemacht: Dazu entfärbt man das Blau zunächst mit Soda und färbt dann mit verschiedenen Flüssigkeiten, die Gerbstoffe enthalten, neu ein:

Links oben die unbehandelte Cyanotypie-Karte, daneben mit schwarzem Tee eingefärbt (das hätte ruhig intensiver sein können). In der unteren Reihe links mit Gallapfel-, daneben mit Granatapfelsud umgefärbt.

Es ist viel möglich, wenn man mal das Prinzip der Cyanotypie verstanden hat. Man braucht aber auch viel Übung, Erfahrung und Lust am Experimentieren. Tom und ich haben jedenfalls Blut – äh, Blau – geleckt und wollen unbedingt weitere Versuche starten. Zwei Bücher haben wir uns noch über das Thema besorgt – mal schauen, ob die mich vielleicht den Oktober über begleiten… Und mal schauen, was aus den fertigen Cyanotypien wird.