21. Juni 2021 – Das blaue Klavier im kleine Format!
Bevor ich euch heute meinen Beitrag zu Frau Nahtlusts „Jahr der Miniaturen“ vorstelle, möchte ich von dem Kurs „Das kleine Format“ berichten, den ich vorletztes Wochenende in der Kunstakademie Esslingen besucht habe. 2019 habe ich durch Zufall von ihm erfahren und ihn knapp verpasst. 2020 war ich schon angemeldet- aber aus bekannten Gründen konnte er nicht stattfinden. Jetzt endlich, ziemlich überraschend, hat es geklappt! Hurra!!!
Ich war zum ersten Mal in der Kunstakademie und war von den schönen, hellen und liebevoll gestalteten Räumlichkeiten sehr angetan.
Die Räumlichkeiten sind aber natürlich nicht alles… Der Kurs „Das kleine Format“ war einfach nur spitze – und passte hervorragend zum Jahr der Miniaturen!
Zwei wunderbare Tage lang haben wir solche Karten zerschnitten, neu zusammengefügt, abgeschmirgelt, mit Ölfarben bedruckt, alle möglichen Spuren hinterlassen, in Wachs getaucht und vieles mehr. Unsere Dozentin Antje Fischer (bei Instagram: antje_fischer) hatte unglaublich viele Tipps und Anregungen auf Lager. Ich habe schon lange keinen Kurs besucht, der mir so viel Spaß gemacht hat!
Manche Karten habe ich zerschnitten und mit Teilen anderer Karten wieder neu zusammengefügt…
Noch ein bisschen Chiffon dazu….
Wenn man die Karten in heißes Wachs taucht, ergeben sich wieder ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten:
Das ist eine meiner Lieblingskarten:
Nähen und Sticken geht natürlich auch immer:
Diesmal habe ich während des Kurses wild herumexperimentiert, ohne bestimmte Ergebnisse erzielen zu wollen. Darum hat es mir wahrscheinlich auch so Spaß gemacht! Die reine Freude am Tun!!! Antje war aber auch eine super Dozentin! Sie ist eine tolle Künstlerin und gibt bereitwillig Auskunft, wie sie bei bestimmten Werken vorgegangen ist. Geduldig hat sie all unsere Fragen beantwortet. Wir hätten bei ihr sofort einen Nachfolgekurs belegt und einen zur Monotypie und zu…
Ich bin also mit einem ganzen Sammelsurium an halbfertigen/fast fertigen Karten nach Hause gekommen, die ich dann so nach und nach „vollendet“ habe.
Die durch das Wachs transparent gewordenen Teile kommen auf den Fotos leider nicht so richtig zur Geltung. In „echt“ scheinen sie wunderschön zart im Licht und die Karten wirken dadurch ganz leicht und filigran.
Weitere Versuche waren – durch Antje inspiriert – so „Naja“-Karten in Butterbrottüten zu stecken und in Wachs zu tauchen. Spannend, was so passiert…
Bei dieser Karte habe ich die Tüte mehr gestaltet als die Karte selbst.
Weitere Tütenexperimente waren, Löcher in die Tüte zu stechen, durch die das Wachs vermehrt eindringen kann. Das gibt dann wieder ganz neue Effekte.
Da diese Karte frei im Raum hängen soll, habe ich die Rückseite auch noch gestaltet…
Wir haben in diesem Kurs viel mit Ölfarben gearbeitet. Das mache ich sonst nie. Gut gefällt mir, dass sie so schön glänzen:
Die untere Karte ist eher ein „Zufallsprodukt“ – aber sie gefällt mir auch richtig gut.
Nun aber zum „blauen Klavier“ – dem Wochenthema von Frau Nahtlusts Jahr der Miniaturen: „Mein blaues Klavier“ ist ein Gedicht von Else Lasker-Schüler, das sie nach ihrer Auswanderung in die Schweiz geschrieben hat. Das blaue Klavier, das zerstört und unbeachtet vor sich hin zerfällt, steht stellvertretend für die Kunst – und für den kulturellen Niedergang im Dritten Reich.
Ich wollte bei meiner Umsetzung den Text im Vordergrund belassen und ihn durch meine Gestaltung lediglich ein wenig „untermalen“.
Dann habe ich verschiedene Färbeversuche unternommen: mit Tusche, mit Ölfarbe… teilweise wieder abgekratzt… bis das hier rausgekommen ist:
Mir gefällt es gut so. Die Karte hängt nun frei im Raum, dreht sich im Luftzug vor sich hin – und wer mag, kann das Gedicht im Vorbeigehen interpretieren… 😉