20. Mai 2020 – Mein Kopf kennt keine Kurzarbeit

Vor ein paar Wochen erschienen in der Wochenzeitung „Die Zeit“ einige Interviews, in denen Prominente befragt wurden, wie es ihnen so in Zeiten des Coronavirus und der Quarantäne geht. Ein paar Gedanken, Sätze, Zitate, wie auch immer man das nennen möchte, haben mir so gut gefallen, dass ich dazu Collagenkarten gemacht habe. Einige von ihnen spielen sich auch im „kleinen Garten“ ab. Deshalb verlinke ich diesen Beitrag beim MittwochsMix, dem Gemeinschaftsprojekt von Michaela und Susanne, das diesen Monat ja passenderweise das Thema „Garten & klein“ hat.

Von Arvo Pårt stammt der Satz: „Schönheit muss auch dort geschaffen werden, wo man sie nicht sieht“. Das Motiv der Karte kennt ihr in ähnlicher Form ja schon von meinem Beitrag letzte Woche. Auch hier sät meine Gärtnerin wieder kleine Samen wie Lächeln, Entzücken und Heiterkeit ein, in der Hoffnung, dass etwas daraus wächst… Ich habe bei dieser Karte den Hintergrund (aus einem Gartenkatalog ausgeschnitten) durch das Darüberkleben von Teefilterpapier bewusst diffus gehalten. Darüber ein wenig Schablonendruck und kleine gestickte Sternchen.

Für meine nächsten Karten habe ich Seiten aus einem wundervollen, antiken Gartenbuch aus dem Jahr 1911 verwendet:

Es ist zwar ziemlich zerfleddert, bietet aber wunderbares Collagenmaterial.

Für die untere Karte habe ich einen Satz aus dem Text von Ulrich Tukur verwendet: „So gehen die Tage in angenehmer Gleichförmigkeit dahin; sie gleiten durch die Hände wie Wasser und ich habe mich noch nicht eine Sekunde gelangweilt.“

Drei nette Herrschaften, aus einer alten Zeitschrift aus den 60er Jahren, sitzen in ihrem Garten und genießen die angenehme Gleichförmigkeit. Natürlich haben sie sich an den Rat des Gartenbuchs gehalten und ihr Garten ist klein, sehr klein! Den Hintergrund bildet hier ein Gelliprint. Links ist ein pink eingefärbtes Band aufgeklebt und angenäht.

Das gleiche Zitat habe ich dann gleich nochmal verwendet:

Hier ist meine kleine Gärtnerin gar nicht fleißig sondern hat ihre Gartenpantoffeln in die Ecke gestellt und lässt die Tage durch ihre Hände gleiten… wie Wasser. Hintergrund sind diverse Gelliprints, ein Gelmediumtransfer der Pantoffeln auf gelb gefärbtes Seidenpapier und neonpinke Farbtupfer.

Das Zitat der nächsten Karte ist so simpel wie genial und stammt von Hélène Grimaud: „I am working on becoming a human being as opposed to a human doing.“

Ich habe zwei Tänzerinnen mittels Gelmediumtransfer auf einen Schnittbogen plaziert und ihnen ein Chiffontuch in die Hand gegeben. Nun versuchen sie, die Balance zu finden zwischen dem „be“ und dem „do“. Mal sehen, ob ihnen das gelingt…

Eigentlich ist der Ausspruch von Wolfgang Joop fast mein Lieblingssatz, passt er doch so gut zu meinem Ratterköpfchen und meinen „unruhigen Händen“:

„Mein Kopf kennt keine Kurzarbeit. Auch mein „Darunter“ scheut die verordnete Entschleunigung.“ Trifft ziemlich genau den Zustand, in dem ich mich gerade befinde 😉 Hintergrund ist wieder ein Gelliprint, den ich mit Neonorange bestickt habe.

Falls die Auswahl der Zitate den Anschein erweckt, ich würde in einer seligen, gechillten „Entschleunigungsblase“ sitzen, dann täuscht das! Ich versuche zwar, das Beste aus dieser Zeit zu machen, aber oft finde ich das Ganze auch sehr belastend. Vor allem für die Menschen, die unmittelbar oder auch mittelbar von dem Virus betroffen sind. Mich haben diese Zeilen einfach angesprochen, vielleicht weil sie mir gerade gut tun und so manche Woge glätten.