30. März 2020 – Gar nicht übel gelaunt…
… ist der nette Herr auf meinem Buchcover, den ich als Transfer auf weiß grundierte Leinwand übertragen habe.
Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn ein wenig bestickt habe? (Ihr seht schon, ich steh gerade irgendwie total auf Neon…)
Oder aber es liegt an der jungen Dame, die sich auf der Rückseite des Buches befindet? Wie dem auch sei, das Pärchen ziert meinen Prototyp der neu erlernten März-Bindetechnik meines Online Buchbindekurs. Sie hat den poetischen Namen „Dragonfly Link Stitch“.
Ali Manning, die den Kurs anbietet, hat der Bindung diesen Namen gegeben, weil die beiden Stiche auf dem Bucheinband ein wenig wie Libellenflügel aussehen. Der „Dragonfly Link Stitch“ ist der koptischen Bindung sehr ähnlich aber doch nicht ganz gleich. Die ganze Bindung zu erklären, das geht hier leider nicht. (Ich bin immer ganz froh, dass Ali so verständliche Videos macht, die ich auch mal „zurückspulen“ kann…) Aber einen Minieinblick in diese Bindung kann ich euch hier geben. Wundert euch nicht, die Fotos stammen vom Nähen des anderen Buches, das ich euch vor zwei Wochen vorgestellt habe.
Begonnen wird, indem das erste Heft am Frontcover befestigt wird. Dazu beginnt man innen im Heft beim ersten Loch…
… und sticht dann in das erste Loch im Cover und zwar von innen nach außen.
Der Faden ist ja an der Außenseite des Covers rausgekommen. Die Nadel fädelt man dann durch die entstandene Schlaufe und zwar immer in die Richtung, in die man näht. Anschließend festziehen.
Dann geht es durch das Cover wieder von außen nach innen…
… der Faden wird zwischen Cover und Heft wieder nach vorne geführt…
…dann geht es durch das erste Loch im Heft von außen nach innen. Der Faden wird innen mit dem „Anfangsfaden“ (wie heißt das eigentlich???) verknotet…
…und weiter geht es – im gleichen Stil – durch das zweite Loch der ersten Lage von innen nach außen. So geht es bis zum letzten Loch weiter, bis das erste Heft mit dem Cover verbunden ist. Dann näht man das zweite Heft an das erste aber mit einem etwas anderen Stich:
Wenn der Faden aus dem Heft kommt, wird die Nadel um den Stich der letzten und vorletzten Lage geschlungen.
Hier seht ihr, wie der Faden wieder rauskommt. Dieser Stich heißt „Link Stitch“.
Beim letzen Loch in jeder Lage kommt ein sogenannter “ Kettle Stitch“. Dabei wird vor dem Zusammenziehen die Nadel noch durch die entstandene Schlaufe gezogen.
Aber ich fürchte fast, diese ganze Näherei ist meinem vergnügten Herren relativ egal… Nicht einmal mein schönes Vorsatzpapier scheint ihn zu interessieren…
Da ich so gerne orangenen Neonzwirn zum Binden verwenden wollte, habe ich mal wieder mein Stickgarn gewachst und das Buch damit gebunden. Aber ganz optimal ist das nicht. (Hätte ich vom letzten Versuch ja auch wissen können…) Das Wachs klebt noch zu sehr am Faden und man kann die schöne Bindung nicht so gut erkennen.
Hier im Vergleich mit dem pink gefärbten Buchbinderzwirn von dem Büchlein, das ich für die Papierliebe am Samstag gebunden hatte. Da sieht man die einzelnen Stiche viel besser. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.
Und bald kann ich einen Buchladen aufmachen 😉