04. November 2017 – Tritt leise…
Heute kommt wieder ein Gastbeitrag meiner lieben Mama für die Eye Poetry Aktion von Andrea vom Blog Holunder. Zuerst meinte sie zwar, sie macht „nur mal so für sich“ einen Entwurf. Nun bin ich sehr stolz darüber, dass ich wieder einen Beitrag von ihr veröffentlichten kann, (da sie keinen eigenen Blog hat.)
Vorhang auf für Ursula:
Hallo, da bin ich wieder. Ich habe es auch diesmal wieder gewagt – dank Eurer positiven Kommentare, über die ich mich sehr gefreut habe. Danke nochmal dafür.
Hier nun meine Interpretation zu dem schönen und besonderen Gedicht von W.B. Yeats, von dem ich noch gar nichts kannte:
„Hätt ich des Himmels reich bestickte Tücher,
bestickt aus Golden- und aus Silberlicht,
die dunklen, die blauen und die hellen Tücher,
aus Nacht, aus Tag und aus der Dämmerung,
legt ich die Tücher dir zu Füßen.
Doch ich bin arm und habe nichts als Träume,
so leg ich meine Träume dir zu Füßen.
Tritt leise, denn du trittst auf meine Träume.“
Der erste Teil des Gedichts ist wahrlich „himmlisch“, ich möchte ihn mit „Wie im Himmel“ bezeichnen.
Zunächst konnte ich mir gar nicht vorstellen, diesen Text irgendwie ins Visuelle umzusetzen.
Schließlich konnte ich mir unter der letzten Zeile der zweiten Strophe etwas vorstellen – sozusagen „Wie auf Erden“.
Mit der darin enthaltenen Bitte „Tritt leise“ konnte ich etwas anfangen.
Ich stellte mir vor, wie „sie“ vorsichtig auftreten würde, um seinen Träumen nicht zu schaden.
Das habe ich versucht zu zeichnen und einen ersten Entwurf gemacht.
Dabei fiel mir beim Anschauen auf, wurde für mich sozusagen sichtbar:
Sie tritt vorsichtig auf, aber hat sie noch genügend Bewegungsfreiheit?
Für mich wurde dabei die Achtsamkeit dem jeweils anderen gegenüber sichtbar und wichtig.
Yeats Intention war sicher eine andere, aber ich sehe auf der einen Seite die Bitte „Tritt leise“, auf der anderen Seite „Lass mir genug Bewegungsfreiheit“.
Die Träume wollte ich als Blüten darstellen – nur angedeutet als bunte Farbkleckse.
Aber damit war ich nicht wirklich zufrieden.
Träume kommen aus dem Unterbewusstsein, sind nicht zu kontrollieren – die im zweiten Entwurf sehr ornamental gezeichnete Version kommt da meiner Vorstellung schon näher.
Und in den Träumen spiegeln sich auch die Farben des Himmels – wie könnte es auch anders sein.
Dies ist nun mein Beitrag zu eye poetry 09.
Liebe Grüße an Euch alle, Ursula