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11.01.22 – Nimm einen Anlauf!

„Nimm einen Anlauf“ – das trifft es ganz gut! Ein neuer Anlauf im neuen Jahr, für das ich euch allen alles Gute wünsche! Seit langem kommt nun wieder ein Blogbeitrag von mir und ein wenig „zwingen“ musste ich mich schon dazu. In den letzten zwei Monaten steckte ich etwas in einem „Kreatief“ fest, denn mit Kreativität war es bei mir leider gar nicht weit her. Aber als ich das Januarthema „Kalender & zerrissen“ des MittwochsMix von Frau Nahtlust und Michaela gesehen habe, da dachte ich, das könnte was werden…

Das sind meine Kalender der vergangenen zwei Jahre. Irgendwie hänge ich an ihnen, deshalb fällt mir das Wegschmeißen schwer.

Aber was muss, das muss… Zerreißen konnte ich nur die Innenseiten – es war auch eher ein rausreißen. Die festen Deckel musste ich hingegen abschneiden:

Aus diesen Einzelteilen wollte ich ein „Fauxdori“ machen und die Cover davor noch ein bisschen umgestalten.

In dem Kalender „Der andere Advent“ habe ich dieses schöne Gedicht von Günter Kunert gefunden:

Das sollte die Zeile „Was für ein verdammt schönes Vergnügen…“ auf meinem alten Kalender ablösen. Die Frau auf dem Frontcover meines Kalenders hat mir dagegen gut gefallen, die sollte bleiben:

Nicht sehr, nur ein bisschen, habe ich das Deckblatt umgestaltet…

Das „Zerreißen“ musste nun ja auch noch irgendwie ins Spiel kommen und so habe ich Wenzhou-Papier zerrissen und es feucht mit Gelmedium auf die Vorderseite geklebt. Dadurch entsteht ein eher verschwommeneres Bild, das mir sehr gut gefällt. Das Gedicht habe ich – bis auf die beiden letzten Sätze – aufgestempelt.

Die Rückseite ist völlig neu gestaltet.

Auch auf dem „backcover“ kommt das Zerrissene zum Zug: zerrissenes Zeitungspapier, Collagenpapier, Wenzhou-Papier…

Nach den Anleitung aus Michaela’s Buch „Stoff trifft Papier“ (über das ich hier berichtete) habe ich mir dann ein „Fauxdori“ oder eben Gummibandbuch gebaut:

Die beiden ehemaligen Kalenderbuchdeckel werden durch ein Stück Buchbindeleinen zusammengehalten.

In den „Buchrücken“ kommen oben und unten je zwei Ösen, durch die dann die Gummibänder gefällt werden.

Auf der Innenseite sieht man es genauer, dass durch jede Öse zwei Gummibänder gefädelt wurden.

An diese Gummibänder kann man nun Hefte einhängen:

In meinem Gummibandbuch ist Platz für insgesamt 4 Hefte

Für das Jahr 2022 habe ich mir für jede Woche eine Frage überlegt, mit der ich mich eine Woche lang beschäftigen möchte. Ich habe also schon eine gute Verwendung für mein Kalender-Gummibandbuch mit zerrissenen Elementen… 😉

Damit nichts auseinander fällt, wird mein Fauxdori von einem pinkfarbenen Gummiband zusammengehalten.

Der „vogelwild“-Kalender wartet übrigens noch auf seine Bestimmung. Auseinandergeschnitten ist er immerhin schon…

So, nun hoffe ich, dass mir bei meinem neuen Anlauf, wieder mehr zu werkeln, nicht die Puste ausgeht. Aber ohne Druck geht bekanntlich alles besser! Also: „Schau ma moi (dann seng mas scho!)“

15. März 2021 – Wanderlust

„Das Wandern ist des Müllers Lust“ – so oder so ähnlich wird es diese Woche in der Linkliste von Frau Nahtlusts „Jahr der Miniaturen“ ertönen. „Wanderlust“ lautet nämlich das Thema der Woche. Wie passend, wo Tom und ich doch das Wandern für uns entdeckt haben. Höchste Zeit also, mal ein Büchlein zu machen, in dem ich unsere Touren sammeln kann:

Ganz unkompliziert wird das kleine Buch von Buchringen zusammengehalten.

Auf eine geweißte Wanderkarte kam mit Hilfe des Gelmediumtransfers der flotte Wandersmann. Ein angenähtes Stückchen Holz – beim Wandern gefunden – dient als Verschluss.

Der Spiegel der beiden Buchdeckel ist ebenfalls ein Stückchen Wanderkarte.

Etwas Poesie zur Einstimmung…

Die Innenseiten, auf denen ich unsere Touren sammeln werde, sind mit Fußspuren verziert. Das war die Idee meines lieben Wanderkumpanen Tom… Danke!

Die Schuhstempel habe ich selber geschnitzt…

Die Fußspuren führen durchs ganze Büchlein…

Hin und her…
Her und hin…
Auch mal hüpfend…

Die letzte Seite ist wieder poetisch:

Meine Nummer 11

Auf dem hinteren Buchdeckel ist ein Fototransfer von Toms und meinen Wanderschuhen…

Wandern und wundern – das müsst ihr auch mal ausprobieren!

16. Dezember 2020 – Die letzte Seite!

Es ist vollbracht! Die letzte Seite für mein MittwochsMix-Büchlein ist fertig! Diesmal zum Thema „Gold & weich“, das sich Michaela und Susanne für den Dezember ausgesucht haben.

Grundlage für die Dezemberseite war ein in Stücke geschnittenes Kalenderblatt. Ihr seht hier zwei der drei verwendeten Bildausschnitte.

Da ich mich anfangs nicht für einen entscheiden konnte, habe ich drei Bildausschnitte parallel bearbeitet: zuerst mit Acrylfarbe übermalt, Strukturen entstehen lassen, wieder weggewischt… Außer jeweils einem kleinen Detail ist von dem ursprünglichen Bild eigentlich nichts mehr zu sehen:

Alle drei Bilder habe ich dann an verschiedenen Stellen auseinander geschnitten…

… mit Stickstichen wieder zusammengenäht und mit Ölkreiden sowie etwas Goldfarbe weiter bearbeitet:

Hier seht ihr das Bild, das ich schließlich für mein Büchlein ausgewählt habe.
Ein kleiner Satz aus einem alten Buch vervollständigt das Werk.

Ein bisschen weiße Märchenwolle habe ich ebenfalls auf die Seite geklebt:

Golden und weich…
Es ist ziemlich schwierig, die Wolle auf dem Foto zu erkennen…

Aus den beiden anderen Bildern sind zwei Karten entstanden:

Auch mit Gold – aber das sieht man auf dem Foto so schlecht…

Nun musste ich nur noch meine zwölf „Monatsseiten“ wie geplant zu einem Büchlein binden. Das habe ich nach dieser Anleitung getan.

Und so sieht das fertige MittwochsMix-Buch aus.

Die Buchdeckel sind aus Holz (von einem alten Sauerkrautfass…).

Durch diese Art der Bindung kann man das Büchlein flach aufschlagen und alle Seiten sind gut zu sehen.
Hier nochmal meine letzte Seite…
Beim hinteren Buchdeckel ist ein Stückchen Holz herausgebrochen. Genau das macht aber den Reiz aus, finde ich!
Ein Jahr MittwochsMix geht zu Ende… Was für eine schöne Erinnerung mein Büchlein doch ist!

Danke an Susanne und Michaela für ihre Inspirationen und ihre tollen Ideen! Auf ein Neues im neuen Jahr!!!

09. September 2020 – So ist es, das Leben…

Endlich ist es fertig, mein Werk zum Thema „Hülle & Zeit“. (Das ist das MittwochsMix-Thema von Michaela und Susanne im September.) Zeit braucht ihr auch, um diesen Beitrag zu lesen, er ist nämlich ziemlich lang… Verhüllen hingegen müsst ihr euch nicht 😉

Diesmal ist es wieder ein Büchlein geworden und zwar eines, in dem ich im nächsten Jahr Augenblicke sammeln möchte. Gewissermaßen eine Hülle für (schöne, erinnernswerte, wertvolle…) Zeit. Ich habe dafür die „Piano Hinge Binding“ – die Juli-Bindetechnik meines Online-Buchbindekurses – ausprobiert.

„So ist es das Leben“ – zumindest ein Teil von meinem Leben…
Das Büchlein besteht aus 7 Doppelseiten aus Karton, von denen zwei jeweils als Front- und Backcover zusammengeklebt wurden. Zusammengehalten wird mein Büchlein mit 6 Aststückchen eines Haselnussstrauches.
Wen es interessiert: ganz unten im Beitrag habe ich beschrieben, wie die Bindung gemacht wird.

Die erste Seite soll mich daran erinnern, dass nicht alles im Leben perfekt sein muss. Es darf in Zukunft ruhig etwas mehr „Wabi Sabi“ einziehen.

Auf der nächsten Seite werden meine Wabi Sabi-Momente gesammelt.

Und zwar auf einer Karte, die man hinter den pinkfarbenen Gummi einklemmen kann.
Ich möchte alle meine „Augenblicke“ auf solchen Karten sammeln und am Ende des Jahres ganz unkompliziert mit Buchringen zusammenbinden. So kann ich mein Büchlein auch die kommenden Jahre als „Zeithülle“ nutzen.

Die dritte Seite ist eine Ermunterung zu neuen Abenteuern.

In der aufgenähten Tasche haben meine „Mutausbrüche“ Platz.

Tom und ich haben in diesem Jahr das Wandern für uns wiederentdeckt. Manchmal führen uns die Wege auch hoch hinaus…

Hinter dem neonpinken Chiffonband werde ich unsere kleinen und großen Touren im nächsten Jahr  sammeln.

Es gibt so vieles, was mein Leben reicher macht: schöne Musik, tolle Bücher, nette Kreativtreffen, wie die Papierliebe am Samstag, leckere, neue Rezepte, schöne Veranstaltungen aller Art…

All das kommt in die weiße Tasche aus handgeschöpftem Papier.

Ach ja, die Bücher… so schöne, inspirierende Zitate und Aussprüche finden sich oft in ihnen.

Damit ich sie nicht vergesse, sammle ich sie hinter dem Chiffonband.

Hier sieht man die Seite ein bisschen größer…

Und hier die daneben…

Die letzte Seite ist, wie das Leben überhaupt, eine Wendeltreppe ins Wagnis.

Und so sieht mein Büchlein von hinten aus.

Wer jetzt wissen möchte, wie man die „Piano Hindge“-Bindung macht, liest weiter.
Sie ist nicht wirklich schwer, nur ein wenig schwierig für mich zu erklären.
Ihr braucht festes Papier (SnapPap, Tonkarton etc.) aus dem ihr die Seiten und die Buchdeckel macht. Ich habe Versandtaschen aus Karton verwendet, was sich im Nachhinein nicht als die günstigste Wahl herausgestellt hat.
Meine Seiten hatten aufgeklappt das Maß 34 cm × 11,5 cm.

Dann braucht ihr so viele dünne Stöckchen (Schaschlikspieße, Holzstäbchen etc. – sie sollten eine einigermaßen glatte Oberfläche haben) wie ihr Heftseiten habt und noch eines zusätzlich. (Die zwei Seiten, die die Buchdeckel ergeben, werden nicht als Heftseiten gezählt.)

Zuerst wird der Umfang des Stöckchens, wie auf dem Foto zu sehen, mit Hilfe eines Stückchen Papieres ermittelt.

In meinem Fall waren es 2 cm. Ich habe eine Pappschablone mit etwas Zugabe gemacht, also mit 2,5 cm.

Diese Schablone legt man erst rechts und dann links an den Rand des Papieres, das die Seite bilden soll, und macht eine kleine Markierung.

Jeder Rand wird nun zu der gegenüberliegenden Markierung gefaltet, so dass in der Mitte nun zwei Knicke sind, die die Breite des Buchrückens darstellen. Im Bild unten kann man diese Markierungen noch ein wenig sehen. Zwischen ihnen sind die Schlitze, durch die die Stöckchen gesteckt werden:

Ich habe sechs Schlitze gemacht, man kann auch mehr oder weniger Schlitze machen als ich. Wichtig ist nur, dass es eine gerade Anzahl von Schlitzen ist.
Der obere und der untere Schlitz sind jeweils 1,3 cm vom Rand entfernt. Die anderen werden gleichmäßig über die verbleibende Länge verteilt. Die Breite der Schlitze richtet sich nach eurer Faltmarkierung von oben, also der Breite des Buchrückens.

Ich hatte für meine Seiten Karton von Versandtaschen genommen, den ich mit Buchseiten beklebt hatte. Wie ihr seht, hat der Rücken das viele Knicken nicht gut überstanden und das Papier der Buchseiten ist gebrochen. Ich habe dann einfach einen Streifen Buchbindeleinen darübergeklebt und dann war es super.
Beim nächsten Mal würde ich es gleich so machen. (Oder anderes Papier verwenden, das nicht so leicht bricht)

Man klappt nun die Seite zusammen und faltet die geschlitzten Abschnitte des Rückens wie folgt: den ersten nach vorne, den zweiten nach hinten, den dritten nach vorne usw. In meinem Fall sind nun, wie auf dem Foto zu sehen, vier Abschnitte nach vorne geknickt und drei nach hinten.

Die beiden Seiten für die Buchdeckel werden erst noch beiseite gelegt.
Wir starten mit Seite eins. Diese liegt auf meinem Bild links und wird umgedreht, so dass die Vorderseite mit den vier Abschnitten nach unten zeigt. Die Rückseite mit den drei Abschnitten liegt oben. Die zweite Seite (sie liegt auf dem Foto rechts) liegt mit der Vorderseite nach oben, so dass die vier geknickten Abschnitte nun das Gegenstück zu denen der Seite eins bilden.

Durch diese einzelnen Abschnitte wird nun das Stöckchen gesteckt. Die vier Abschnitte von Seite eins, die nach hinten zeigen brauchen wir erst mal nicht. Wenn man jetzt Seite zwei sozusagen „umblättert“, liegen die verbleibenden drei Abschnitte oben und bilden nun das Gegenstück zu den vier Abschnitten von Seite drei. Auf die gleiche Art und Weise werden die Seiten weiter ineinandergestesteckt, bis man bei der letzten Seite angelangt ist. (Noch nicht beim hinteren Deckel!)

Da man als Gegenstück für die letzte Seite ja nur die vier Abschnitte des Buchdeckels benötigt, die nach vorne geklappt sind, werden die drei, die nicht benötigt werden, nach innen geklappt, wie auf dem Foto zu sehen. Später wird der Buchdeckel zusammengeklebt und die drei versteckten Laschen verschwinden.

Beim vorderen Buchdeckel ist es genau umgekehrt: Man benötigt als Gegenstück zu Seite eins drei Abschnitte und die vier verbleibenden werden nach innen geklappt. (Siehe Foto)

Der vordere Buchdeckel wird nun mit einem Stöckchen mit Seite eins verbunden, der hintere Buchdeckel mit der letzten Seite.

Sowohl der vordere als auch der hintere Buchdeckel werden nun mit Buchbindeleim zusammengeklebt. Auf dem Foto klebe ich gerade den hinteren zusammen.

Am besten ist es, man klebt erst den einen Buchdeckel zusammen und presst ihn eine Weile, bevor man sich dem zweiten widmet. Ich habe mir für das Pressen eine Konstruktion gebastelt 😉

Der Versandtaschenkarton hat sich auch beim Durchstecken der Stöcke nicht als günstig erwiesen, zumal meine Aststückchen nicht total ebenmäßig waren. Manche Seiten sind innen einigermaßen heil geblieben, andere habe ich ziemlich beschädigt. War jetzt nicht weiter schlimm, da ich diese Stellen beim Gestalten meiner Innenseiten einfach kaschiert habe. Aber wenn man andere Materialien verwendet, passiert dies nicht – und das ist ja auch nicht schlecht…
Also, falls ihr diese Technik mal ausprobieren wollt: viel Spaß damit!

 

15. Juli 2020 – Paß auf, wo Sehnsucht in dir wohnt…

„Blau & Sehnsucht“ das ist das Juli/ August Thema des MittwochsMix von Michaela und Susanne. Ich habe ein Buch in der „slim case binding“, der Juni-Bindung meines Online Buchbindekurses, dazu gemacht. Und ich hatte eine Menge Spaß!!! Begonnen hat es mit einer Rasierschaumschlacht ohnegleichen. (Das war gar nicht nachhaltig und ich habe auch ein wenig ein schlechtes Gewissen… aber lustig war’s!)

Auf ein Backblech kommt eine ordentliche Portion Rasierschaum, verschiedene blaue Tinte wird hineingetropft und mit einem Holzstäbchen „verzogen“.

Darauf kommt ein Blatt Papier, das leicht angedrückt wird. (Auf dem Foto oben habe ich gerade die Rückseite eingefärbt, deshalb ist diese schon blau.) Den Rasiererschaum streift man mit einem Plastikschaber ab und schon hat man ein marmoriertes (oder auch gewischtes, je nachdem…) Blatt Papier.

Auf diese Art sind eine Menge blaugemusterter Papiere entstanden (die ich leider erst fotografiert habe, als ich sie schon kleingeschnitten hatte.)

Elf zusammengefaltete Lagen dieser verschiedenen, blauen Papiere habe ich mit 5 Stichen zu einem Heft gebunden. Um das Heft herum kommt ein schmaler Streifen aus Buchbindeleinen, der oben und unten je 0,3 mm kürzer ist als die Heftseiten. (Dieser wird auch mit eingebunden.)

Das Buch besteht nur aus dieser einen, etwas dickeren Lage. Zwischen den beiden Buchdeckeln aus Pappe benötigt man einen kleinen Streifen, der als Gelenk dient. Seine Breite ermittelt man so:

Auf dem Buchbindeleinen wird auf beiden Seiten die doppelte Dicke der Buchdeckel angezeichnet. (Meine Deckel waren 3 mm dick, also markierte ich vorne und hinten je 6 mm auf dem Buchbindeleinen.)

Nun legt man einen Streifen Papier um den Rücken und markiert die beiden aufgezeichneten Linien.

Der Abstand zwischen den beiden Markierungen (bei mir 1,7 cm) entspricht der Lücke zwischen den Buchdeckeln. Auf dem Foto unten sieht man, was ich meine:

Das Buchbindeleinen bedeckt die Pappen auf jeder Seite etwa 4 cm. Oben und unten umklappen, festkleben… dann kann das Bezugspapier augeklebt werden.

Das Herstellen desselben war dann der nächste Spaß!

In eine Schüssel mit Wasser und Spülmittel kommt etwas Acrylfarbe. Dann wird geblubbert, was das Zeug hält…

…und richtig tolle Seifenblasen entstehen.

Wenn man auf diese vorsichtig ein Blatt Papier legt, entstehen zauberhafte Muster.

Träume sind Schäume…

…oder auch nicht. Auf jeden Fall spiegeln sie unsere Sehnsüchte wider.

Weil mir das Ergebnis so gut gefiel, habe ich gleich zwei Cover gemacht.
Beim Beschäftigen mit dem Thema Sehnsucht, bin ich über folgendes, wunderschöne Gedicht von Wolfgang J. Reus gestolpert:

paß auf, wer deine freunde sind!
paß auf, wes geistes kind sie sind!
paß auf, woher sie kommen.

paß auf, wohin sie gehen.
paß auf, zu wem sie stehen.
paß auf, ob sie auch sehen.

paß auf, von welcher art sie sind!
paß auf, mein liebes, gutes kind,
paß auf, paß auf!

paß auf, wo deine sterne steh´n,
paß auf, wo die gedanken weh‘n,
paß auf, ob alle herzen treu – slash –
mir – slash – dir – slash – nicht so neu.

paß auf, ob immer noch die welt:
paß auf: das grüne sich erhält!
paß auf, daß lügen nicht mehr stimmen.
paß auf. denn alles kommt von innen.

paß auf, wo deine sehnsucht schlummert
paß auf, wo nur dein herz so wummert,
paß auf, wo sehnsucht in dir wohnt,
paß auf, ob dieses dieses lohnt.

paß auf, daß licht den tag erhellt,
paß auf, daß wahrheit aus dir schnellt.
paß auf. paß auf.

paß auf, du kannst nur deinen augen trauen.
paß auf: dann mußt du schlauer schauend schauen.
paß auf!

paß auf: auch dies gedicht wird schwinden.
paß auf: sie werden lügen um es winden.
paß auf …

paß auf, wer deine freunde sind!
paß auf, wes geistes kind sie sind!
paß auf! versehen
tlich werden sie gehen.
Wolfgang J. Reus

Auszüge davon habe ich mit silberner Siebdruckfarbe auf die Seiten meines Heftes gestempelt bzw. schabloniert:

Die Schrift soll bewusst im Hintergrund bleiben. Deshalb habe ich das helle Silber als Farbe gewählt.

In dem Büchlein ist Platz für eigene Gedanken, Erinnerungen etc.

Und Angst vor dem weißen Blatt braucht man hier ja wirklich nicht haben 😉

Wollt ihr alle Seiten sehen? Dann blättert mit mir durch das Buch:

Bei den Buchdeckeln ist mir übrigens ein Fehler unterlaufen, da ich nicht richtig gelesen hatte. Die beiden Pappen sind oben und unten je 3 mm größer als das Heft. Das ist ja eigentlich nichts ungewöhnliches doch in der Breite sind sie 3 mm schmaler als das Heft. Das ist ganz und gar untypisch und so habe ich die Deckel 3 mm größer als
das Heft gemacht:

Meinen Fehler habe ich erst bemerkt, als es ans Kleben ging. Und so ist der Vorsatz und auch mein Heft etwas weiter drinnen als geplant.

Wer noch wissen möchte, wie das Heft in die Buchdeckel geklebt wird, hier kommt eine kurze Anleitung:

Zuerst wird der Streifen Buchbindeleinen an das erste Blatt geklebt.

Wenn man möchte kann man in die Mitte des Buchrückens ein Band als Lesezeichen einkleben.

Nun wird die Vorderseite mit Buchbindeleim eingestrichen – aber Vorsicht! Den kleinen Streifen links neben dem markieren Strich nicht einstreichen. Dann klebt man das Ganze vorsichtig in den Buchdeckel, ohne dabei das Heft zu öffnen.

Der Rand des Heftes liegt dabei auf der angezeichneten Mittellinie im Buchrücken. Mit der Rückseite verfährt man genauso. Fertig!

01. Juli 2020 – Die Möglichkeiten der Sehnsucht …

Die Farbe Blau steht für die Sehnsucht, insofern ist das neue Thema des MittwochsMix von Michaela und Susanne „Blau & Sehnsucht“ sehr passend. Diesmal wird es uns sogar zwei Monate lang beschäftigen. Und weil heute gerade mal der erste Tag des neuen Monats ist, enthält mein Werk sogar noch Überbleibsel von „Fragment und Faden“, dem Junithema des MittwochsMix:

Ein Bruchstück eines, schon vor längerer Zeit von mit handgeschöpftem Papier, umstickt mit einem dickeren Faden…

Das Blau kommt natürlich auch nicht zu kurz, wie man an meinem blauen Kleisterpapier unschwer erkennen kann.

Ich habe daraus einen Spiralblock gebunden- für meine Praktikantin zum Geburtstag.

Und was ist nun mit der Sehnsucht? Vielleicht handelt es sich dieses Mal um die Sehnsucht nach dem „richtigen Weg „. Eine Sehnsucht, die oft zur Untätigkeit führt, da es das einzig Richtige eben nicht gibt. Darum ab und zu ein tatkräftiges „Einfach mal machen. Könnte ja gut werden!“ statt verzagter Sehnsucht.

Und wem das jetzt zu wenig Sehnsucht war, dem habe ich noch ein Sehnsuchtszitat von Robert Browning auf die Innenseite des Blocks gestempelt… 😉

03. Juni 2020 – Buch aus Fragmenten

Unentgeltliche Werbung durch Workshopnennung…

Das Büchlein, das ich euch heute vorstelle, ist nicht im Rahmen meines Online Buchbindekurses entstanden, bei dem ich ja monatlich eine neue Bindetechnik erlerne. Es war allerdings auch ein Onlinekurs dafür ausschlaggebend und zwar der Kurs „Bunte Bücher“ von Michaela. Der Kurs fand am vorletzten Samstag im Mai statt; ich habe aber in meinem (Schnecken-)tempo und deshalb über mehrere Tage hinweg daran gearbeitet. Wobei mich jetzt nicht so sehr die Bindung beschäftigt hat (die ist sehr unkompliziert und super in den verschiedenen Videos von Michaela erklärt), sondern vielmehr das Gestalten der Hefte. Ich wollte dafür gerne das Junithema des MittwochsMix von Michaela und Susanne „Fragment & Faden“ umsetzen. Fragmente, das sind zum einen Bruchstücke und Überreste aber auch unvollendete Kunstwerke.

Auf meiner Suche nach Fragmenten habe ich diesen Sonnendruck auf handgeschöpftem Papier gefunden.

Aufgetaucht sind noch weitere handgeschöpfte Papiere, die nun schon bestimmt seit drei Jahren bei mir herumliegen.

Zunächst habe ich sie „zerstört“, also Bruchstücke davon herausgerissen, die ich dann ebenfalls auf Fragmente (nämlich die ausgerissenen und dann geweißten Seiten eines Buches…) geklebt und genäht habe. Hier kommt nun auch der zweite Teil des Themas, der Faden, ins Spiel!

Das „handgeschöpfte Glück“ war ebenfalls Teil eines selbstgeschöpften Bogens (den ich aber nicht vorher fotografiert hatte). Nun ist es das „Umschlagblatt“ meines ersten Heftes.

Das eingeschöpfte Blatt passt ganz hervorragend zu der Buchseite, die ich aus einem Buch von Theodor Storm herausgelöst habe. Zusammen bilden sie den Umschlag des zweiten Heftes.

Das wilde Herumgenähe macht sich auch auf der Rückseite gut.

Für mein drittes Heft habe ich ein Noten-Fragment mit ebenfalls ziemlich wildem Genähe an der Buchseite befestigt.

Eingebunden habe ich die drei Hefte nach Michaelas Anleitung in ein einfaches Heftbuch, das aus zwei bezogenen Pappen und einem flexiblen Rücken besteht. Auf der Vorderseite ist ebenfalls handgeschöpftes Papier, auf das ich ein „Farnfragment“ geklebt habe.

Die Rückseite ist ganz simpel mit blauen Fetzen des Farnsonnendrucks gestaltet.

Für den Spiegel habe ich mein selbstgemachtes Kleisterpapier verwendet.

Den Kettenstich, mit dem die drei Hefte in das Buch eingenäht wurden, habe ich mit lila Stickgarn gemacht. Nun ist mein Büchlein bereit zum Einsatz! Ich denke, es wird Fragmente des Sommerurlaubes 2020 festhalten, der voraussichtlich daheim stattfinden wird. Aber das heißt ja nicht, dass es nichts festzuhalten gibt… 😉

Ich stelle immer mehr fest, dass ich Online-Kurse schon sehr mag. Ich brauche oft mehr Zeit zum Werkeln, zum Beispiel wenn ich unbedingt eine bestimmte Idee, die ich im Kopf habe, umsetzen will. So kann ich in meinem Tempo arbeiten und manchmal auch einfach Sachen bis zum nächsten Tag liegen lassen…

Übrigens kann man den „Bunte Bücher“-Kurs auf Michaelas Webseite buchen. Ich finde vor allem für Buchbindeneulinge ist er eine gute Option...

27. Mai 2020 – Sonnenbüchlein

Für meinen letzten Beitrag zum Maithema „Garten & klein“ des MittwochsMix (einem Gemeinschaftsprojekt von Michaela und Susanne), bin ich durch unseren Garten gestreift, auf der Suche nach kleinen Pflanzen. Ich wollte einen Sonnendruck, auch „sunprint“ genannt, machen. Diese Technik habe ich erstmals für die Sommerpost 2017 ausprobiert. Das Prinzip ist, dass der Stoff/das Papier um darauf aufgelegte Elemente herum schneller trocknet als darunter. So wird die Farbe unter den Pflanzen sozusagen nach außen gesogen und unter den aufgelegten Elementen wird die ursprüngliche Farbe des Untergrundes wieder sichtbar. Da ich den Sonnendruck als Buchcover für ein neues Büchlein verwenden wollte, habe ich diesmal keinen Stoff als Unterlage genommen sondern SnapPap.

Auf das nasse SnapPap habe ich verdünnte Seidenmalfarbe aufgetragen und dann die Pflanzen aufgelegt. Ich fand es schwierig, da das SnapPap viel schneller trocknete als Stoff. Die Pflanzen haben daher nicht so schön am Untergrund gehaftet.

Das Ergebnis war nicht schlecht, hat mich aber nicht so überzeugt wie auf Stoff.

Die Rückseite habe ich ebenfalls „sonnenbedruckt“. Diesmal in einer etwas andern Zusammenstellung.

Dies ist der Sonnendruck davon.

Ich habe noch ein zweites Exemplar gemacht; da aber keine Sonne schien, mit Tom’s Fotolampe. (Für den Sonnendruck braucht man nämlich nicht so sehr Sonne, sondern viel mehr Wärme, also geht das vom Prinzip her auch.)

Hier hatte ich ebenfalls das Problem, dass das SnapPap viel zu schnell trocknete. Und eigentlich war die Lampe auch zu heiß; also in Zukunft doch besser mit Sonnenwärme drucken. Da ich vergessen hatte, den Lampendruck zu fotografieren, ist oben schon das zugeschnittene und für die Bindung gelochte Cover zu sehen.

Die Rückseite ist ebenfalls ein Lampendruck und etwas verschwommen geworden. Aber da das die Innenseite gibt, finde ich es nicht so schlimm.

Die neue Bindung meines Online Buchbindekurses im Mai heißt „Long Stitch-Link Stitch“.

Der „Long Stitch“ ist doppelt; an jedem Loch „hängen“ sozusagen zwei Hefte. Jeweils oben und unten ist der „Link Stitch“ zu sehen:

Mir gefällt diese Bindung sehr. Sie ist irgendwie ganz zart und filigran und passt gut zum Sonnendruck.

Auf das Cover kam noch ein bisschen Blattsilber.

Das funkelt so schön und ist trotzdem relativ dezent.

Verschlossen wird das Büchlein mit einem Gummiband, auf das ich kleine Perlen gefädelt habe.

Für die Innenseite finde ich den eher misslungenen Druck ganz okay.

Er hat einen leichten Rotstich, da ich dafür Blau und Rot gemischt habe.

Meinen „Sonnen-Sonnendruck“ hatte ich ja noch übrig. Daraus habe ich ein zweites Büchlein gebunden:

Ich konnte es nicht lassen: obwohl das Stickgarn bei diversen Bindungen stets nicht so überzeugt hatte, wollte ich unbedingt Neonpink zu dem schönen Dunkelblau.

Hier ist die Vorderseite zu sehen…

…da die Rückseite.

Der Druck auf den Innenseiten ist bei diesem Büchlein richtig schön!

Allerdings ist mir beim Binden ein Fehler unterlaufen. Wer genau hinschaut, wird bemerken, dass der obere „Longstitch“ kürzer ist als der darunter. Ich habe mich schlicht vermessen, tu aber jetzt so, als ob das genau so gewollt wäre… 😉

Mein Fazit des erneuten Sonnendruckexperimentes ist: SnapPap muss nicht unbedingt sonnenbedruckt werden, da eignet sich Stoff definitiv besser. Und der Sonnenwärme ist eindeutig der Vorzug zu geben. Ich bin dennoch ganz froh, dass mich das Thema „Garten &klein“ zu dem erneuten Beschäftigen mit diesem Druckverfahren animiert hat. Das werde ich vielleicht ein wenig weiterverfolgen. Da geht noch was;-)

30. März 2020 – Gar nicht übel gelaunt…

… ist der nette Herr auf meinem Buchcover, den ich als Transfer auf weiß grundierte Leinwand übertragen habe.

Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn ein wenig bestickt habe? (Ihr seht schon, ich steh gerade irgendwie total auf Neon…)

Oder aber es liegt an der jungen Dame, die sich auf der Rückseite des Buches befindet? Wie dem auch sei, das Pärchen ziert meinen Prototyp der neu erlernten März-Bindetechnik meines Online Buchbindekurs. Sie hat den poetischen Namen „Dragonfly Link Stitch“.

Ali Manning, die den Kurs anbietet, hat der Bindung diesen Namen gegeben, weil die beiden Stiche auf dem Bucheinband ein wenig wie Libellenflügel aussehen. Der „Dragonfly Link Stitch“ ist der koptischen Bindung sehr ähnlich aber doch nicht ganz gleich. Die ganze Bindung zu erklären, das geht hier leider nicht. (Ich bin immer ganz froh, dass Ali so verständliche Videos macht, die ich auch mal „zurückspulen“ kann…) Aber einen Minieinblick in diese Bindung kann ich euch hier geben. Wundert euch nicht, die Fotos stammen vom Nähen des anderen Buches, das ich euch vor zwei Wochen vorgestellt habe.

Begonnen wird, indem das erste Heft am Frontcover befestigt wird. Dazu beginnt man innen im Heft beim ersten Loch…

… und sticht dann in das erste Loch im Cover und zwar von innen nach außen.

Der Faden ist ja an der Außenseite des Covers rausgekommen. Die Nadel fädelt man dann durch die entstandene Schlaufe und zwar immer in die Richtung, in die man näht. Anschließend festziehen.

Dann geht es durch das Cover wieder von außen nach innen…

… der Faden wird zwischen Cover und Heft wieder nach vorne geführt…

…dann geht es durch das erste Loch im Heft von außen nach innen. Der Faden wird innen mit dem „Anfangsfaden“ (wie heißt das eigentlich???) verknotet…

…und weiter geht es – im gleichen Stil – durch das zweite Loch der ersten Lage von innen nach außen. So geht es bis zum letzten Loch weiter, bis das erste Heft mit dem Cover verbunden ist. Dann näht man das zweite Heft an das erste aber mit einem etwas anderen Stich:

Wenn der Faden aus dem Heft kommt, wird die Nadel um den Stich der letzten und vorletzten Lage geschlungen.

Hier seht ihr, wie der Faden wieder rauskommt. Dieser Stich heißt „Link Stitch“.

Beim letzen Loch in jeder Lage kommt ein sogenannter “ Kettle Stitch“. Dabei wird vor dem Zusammenziehen die Nadel noch durch die entstandene Schlaufe gezogen.

Aber ich fürchte fast, diese ganze Näherei ist meinem vergnügten Herren relativ egal… Nicht einmal mein schönes Vorsatzpapier scheint ihn zu interessieren…

Da ich so gerne orangenen Neonzwirn zum Binden verwenden wollte, habe ich mal wieder mein Stickgarn gewachst und das Buch damit gebunden. Aber ganz optimal ist das nicht. (Hätte ich vom letzten Versuch ja auch wissen können…) Das Wachs klebt noch zu sehr am Faden und man kann die schöne Bindung nicht so gut erkennen.

Hier im Vergleich mit dem pink gefärbten Buchbinderzwirn von dem Büchlein, das ich für die Papierliebe am Samstag gebunden hatte. Da sieht man die einzelnen Stiche viel besser. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.

Und bald kann ich einen Buchladen aufmachen 😉

25. März 2020 – Buch mit Schicht und Tulpe

So, hier kommt mein letzter Beitrag zu „Schicht & Tulpe“, dem aktuellen Monatsthema des MittwochsMix von Michaela und Susanne. Diesmal ist ein Buchcover daraus entstanden. Basis war wieder ein Gelliprintdruck, der ja schon per se viele Schichten aufweist.

Ich wollte gerne nochmal die „blotted line“ Technik ausprobieren, die ich bei meinem Kurs Ende Januar kennengelernt hatte.

Hat aber leider nicht gut geklappt; die Tinte hat sich gar nicht gut mit dem Papier verbunden. Ich habe noch Fineliner und dergleichen ausprobiert. War alles nix.

So habe ich die Tulpe kurzerhand zweifarbig nachgestickt.

Und einen Ausschnitt des Ganzen dann für das Frontcover eines neuen Büchleins verwendet. Es ist wieder in der „Long Cross Stitch“ Bindung gebunden, wie hier schon ein anderes Buch.

Auf dem Foto oben sieht man die Bindung etwas genauer. Diesmal habe ich noch ein dünnes Gummiband am Backcover befestigt um das Buch verschließen zu können.

Das vordere Vorsatzpapier ist eine mini Gelliprintcollage geworden.

Ich habe gehofft, die Lücken zwischen den einzelnen Lagen schmaler hinzubekommen, wenn ich dickeres Papier verwende. Hat aber nicht wirklich geklappt. Nicht schlimm, gefällt mir trotzdem!

Ach, wie glücklich!

16. März 2020 – Anders als geplant…

… kommt leider so manches. Am Samstag vor einer Woche hat sie zum dritten Mal stattgefunden, die Papierliebe am Samstag. Doch leider ohne mich. 🙁 Ich war krank und so haben sich die 10 Kreativistas ohne mich bei Carmen (@mein_wintergartenatelier) in der Nähe von Pforzheim getroffen. Dabei hatte ich doch schon alles so schön vorbereitet! Wir sollten zum einen zwei Buchdeckel in Größe A6 fertig bezogen mitbringen.

Dafür habe ich Buchseiten geweißt und auf das Frontcover einen Transfer mit Gelmedium aufgebracht. Darunter ein nettes Sätzchen – ausgeschnitten aus einem alten Buch. Das Backcover habe ich mit in Streifen gerissenen Gelliprints beklebt .

Die Innenseiten der Buchdeckel sind ganz simple Gelliprints.

Außer den Buchdeckeln sollten wir noch 11 Hefte vorbereiten, wobei die äußerste Lage auf irgendeine Art und Weise in Schwarz-Grau gestaltet sein sollte. Ich habe dafür eine kleine Gelliprintsession mit Walzendruck und Co. abgehalten. Die Gelliprints habe ich dann auseinandergeschnitten, wieder zusammengesetzt und – genäht. Auf die Vorderseiten kamen noch (aus einem Buch) ausgeschnittene Sätzchen. Zum Beispiel dieses:

Der Plan war, dass jede der Teilnehmerinnen von den anderen eine selbstgestaltete Lage bekommen sollte, so dass wir ein kleines Sammelsurium an schwarz-grauen Heftchen hätten, die anschließend gemeinsam unter der fachkundigen Anleitung von Birgit (@snigelpapper) zu einem Buch gebunden werden sollten. Naja, das haben die anderen auch gemacht – nur ich eben nicht… Susanne hat hier von dem schönen Treffen berichtet und auch die tollen Werke, die entstanden sind, gezeigt.

Die zehn Papierliebenden waren jedoch so nett, mir ihre Lagen zuzuschicken, so dass ich daheim das Buch binden konnte.

Da ich es nicht so professionell mit den tollen Zierstichen binden konnte wie die anderen, habe ich dafür die März-Bindetechnik meines Onlinekurses verwendet. Die „Dragon Fly Link Stitch“ Bindung:

Sie ist der koptischen Bindung sehr ähnlich aber doch nicht ganz gleich. Ich habe dafür weißen Buchbinderzwirn mit neonpinker Acrylfarbe eingefärbt. Das ging besser als mit selbstgewachstem Stickgarn aber ganz optimal ist auch das nicht.

An manchen Stellen hat sich die Farbe wieder gelöst. Mein Prototyp, an dem ich diese Bindung zuerst ausprobiert hatte, stelle ich euch am 30.03.20 vor. Mit genaueren Infos zur Bindung. (Das wird heute zu lang…)

Als erstes Heft kommt meines, da es so gut zum Vorsatzpapier passt.

Innen sind die schönen Außenseiten der Heftchen…

Aber es gibt auch noch genug weiße Innenseiten zum Beschreiben.

Ein schöner Rücken kann natürlich auch entzücken…Meine Lagen konnten ja nicht mehr in die Bücher der anderen eingearbeitet werden. So habe ich sie mit weiteren Seiten ergänzt, zu einem Heft gebunden und an die anderen Papierliebenden geschickt. Ich hoffe, sie haben Freude daran!

24. Februar 2020 – Am seidenen Faden..

…hängt zum Glück nur ein Schuh!

Für das Februarprojekt meines Buchbinde- Onlinekurses stand „Long Cross Stitch Binding“ als neue Bindetechnik auf dem Programm. Den Hardcover-Einband habe ich mit blauem Buchbindeleinen bezogen…

… und darauf ein mit Linoldruckfarben entstandenen Handabdruck, der noch von dem Workshop in Mannheim übrig war, geklebt.

Ergänzt habe ich dann nur den roten Schuh, der jetzt am Faden baumelt… Ausnahmsweise ohne tieferen Sinn… Hat mir einfach gefallen so… 😉

Als Vorsatzpapier dient ein wilder Gelliprintdruck:

Dann wurden vier Hefte in den Bucheinband gebunden. Ich habe dafür Stickgarn in Neonpink genommen, das ich zuvor durch eine Bienenwachsperle gezogen habe. Das war jetzt nicht wirklich die Ideallösung, aber ich wollte eben so gerne Neonpink für die Bindung verwenden…

Das Binden war nicht wirklich schwierig, ist aber nicht so einfach zu erklären. Deshalb hier keine „Anleitung“. (Ich war froh, dass ich dazu die Videos von meinem Onlinekurs hatte…)

Auf dem oberen Bild seht ihr das Buch von oben – mit den eingenähten vier Heften.

Hier ist die erste Seite aufgeschlagen…

Zwischen den einzelnen Heften ist immer eine relativ große Lücke. Ich denke, die vier Hefte hätten insgesamt dicker sein sollen. Wahrscheinlich habe ich zu dünnes Papier genommen. Macht nix. Mein Buch gefällt mir trotzdem. Vielleicht probiere ich nochmal eines mit kleinen Änderungen.

Ist er nicht cool, mein Faden in Neonpink???

Passt gut zu dem knalligen Cover, finde ich…

29. Januar 2020 – Die Lini parabola

Das Thema des Mittwochsmix von Susanne und Michaela im Januar ist, wie inzwischen ja schon bekannt, „Weiß & Linie“.

Ich habe es heute folgendermaßen umgesetzt: Albrecht Dürer weiß alles über Linien. So, fertig, alles drin…

Spaaaaass!!! 😂

Aber irgendwie ja schon. Dass Albrecht Dürer nämlich nicht nur ein begabter Maler sondern auch ein begnadeter Mathematiker war, wusste nicht mal mein Tom (der sonst ja immer alles weiß… grins…). Dabei hat er so schöne Forschungen über Linien betrieben – also der Albrecht Dürer, nicht der Tom… 😉 Mit so netten Bezeichnungen wie die „Lini parabola“ und die „Schneckenlini“…

Und weil mir diese alten mathematischen Zeichnungen so gefallen haben, gibt es heute zum Abschluss noch ein Buch mit der „Secret Belgian Binding“: nämlich eines mit Dürers Linien (auf weißem Stoff – irgendwo muss ja schon noch das Weiß auftauchen)

Für den Einband habe ich eine Anregung aus Michaelas neuem Buch „Stoff trifft Papier“ ausprobiert: Nämlich mit dem Tintenstrahldrucker direkt auf Stoff zu drucken. (Der Stoff wird zuvor allerdings noch auf Freezerpaper aufgebügelt). Oben seht ihr das Ergebnis auf einem sehr dünnen Stoff. (Mit der Nähmaschine habe ich anschließend noch ein paar Linien nachgenäht…)

Und hier ist das Ergebnis auf etwas festerem Stoff (ähnlich wie ein Bettlaken). Auf dem festeren Stoff ist die Farbe nicht so verlaufen und der Druck ingesamt klarer. Ich bin begeistert von dieser für mich neuen Möglichkeit, Stoffe nicht nur durch Transfertechniken zu bedrucken!

Für den Vorsatz habe ich ebenfalls einen Auszug aus Dürers Mathebuch verwendet, diesmal auf Papier ausgedruckt, das ich aber anschließend noch von hinten mit dünnem Stoff beklebt habe, um es stabiler zu machen.

Hier habe ich ja schon mal über die „Secret Belgian Binding“ berichtet. Nach der gleichen Vorgehensweise habe ich auch das neue Buch gebunden:

Der Rücken ist mit schwarzem Buchbindeleinen bezogen; einige Linien habe ich mit rotem Garn nachgenäht.

Passend zum Thema „Linien“ habe ich diesmal kariertes Papier verwendet – aus sehr alten Rechenheften…

Der rote Buchbindezwirn zieht sich wie ein Pfad an der Innenseite entlang…

Und ganz besonders gut gefällt mir ja auf der Rückseite der Satz: “ Wie man die Linien gebührlich auf die Schneckenlini stellen soll.“

20. Januar 2020 – Geheime Buchbinderei…

Im Januar ist „The Secret Belgian Binding“ das neue Projekt meines Online Buchbindekurses (von dem ich ja schon mehrmals berichtet habe). Diese Bindung wurde vor etwa 30 Jahren von der belgischen Buchbinderin Anne Goy als eine Alternative zur japanischen Stabbindetechnik erfunden. Sie wollte, dass sich dabei das Buch flach aufschlagen lässt. Das besondere an dieser Bindung ist, dass es sich eigentlich um zwei seperate Bindungen handelt: Zuerst wird das Cover gebunden dann die Hefte eingebunden.

Aus diesen drei Teilen besteht das Cover: zwei Buchdeckel, eingebunden mit Kleisterpapier aus meinem Workshop Ende August und einem Buchrücken, bezogen mit schwarzem Buchbindeleinen.

Um die Buchdeckel und den Buchrücken miteinander zu verbinden, müssen sie erst mal mit Klammern fixiert werden. Es muss nämlich ein Spalt in der Dicke der verwendeten Graupappe zwischen ihnen sein.

Bei mir war das viel zu instabil; die Klammern haben nicht richtig gehalten und sind immer verrutscht. Ich bin dazu übergegangen, in die Lücken Graupappestückchen zu klemmen. Das hat super funktioniert und ich konnte die Bindung schön fest ziehen ohne den Spalt zu verkleinern.

So sieht das fertig gebundene Cover von vorne aus. (Wer genau hinschaut, sieht auch, dass die Bindung hier etwas anders ist als auf dem oberen Bild: der Stich am Rücken wird von den beiden am Buchdeckel quasi umschlossen. Das hatte ich zuerst falsch gemacht und ich musste alles wieder auftrennen).

Innen verläuft die Bindung wie ein Pfad von unten nach oben. (Die blauen Klebestückchen sind meine Markierung, wo oben ist, damit die Löcher in den Heften genau glwich sind). A propos Löcher: Um die Hefte genau im Falz zu lochen und nicht ein bisschen daneben, habe ich einen guten Tipp in meinem Kurs bekommen:

Man legt das Heft in die Mitte eines dicken Kataloges, dann die Schablone für die Löcher rein und wenn man dann mit der Ahle die Löcher reinpiekst, sind sie genau im Falz und man sticht weder in Tisch noch Hand etc.

Na ja und dann werden die Hefte einzeln in das Cover eingebunden indem man immer den doppelten Faden am Buchrücken umschlingt. Macht schon ein bisschen Arbeit aber ich finde das Ergebnis echt super!

Auch das Innenleben sieht durch die Bindung ganz interessant aus:

Wie man sieht, lässt sich das Büchlein schön flach aufschlagen und der Spalt zwischen den Heften ist auch nicht so groß. Bin sehr zufrieden!

Ein zweites Büchlein ist schon in Arbeit. Nächste Woche mehr…

08. Januar 2020 – Nur für echte Kerle…

Kaum ist Susannes Nadelbriefjahr zu Ende, komme ich auf den Geschmack… 😉

Vom Basteln der Patengeschenke war noch Holz übrig: Teile von Brettern eines alten Weinfasses. Irgendwie kam mir der Gedanke, daraus einen ganz ungewöhnlichen Nadelbrief zu machen. Mit der koptischen Bindung, dachte ich mir. Und während des Ideensammelns, Ausprobierens und Kreierens habe ich in meinem Kopf auch noch das Januarthema „Linie und Weiß“ von Susannes und Michaelas neuem Mittwochsmix gewälzt. Tja und irgendwann ist dann alles zusammengerutscht: mein Männernadelbrief und der Mittwochsmix. Da ich für die koptische Bindung mindestens drei Lagen gebraucht habe, ist dieser Nadelbrief etwas umfangreicher geworden. Die einzelnen Lagen bestehen aber immer nur aus einem „Heft“. Ich wollte dann doch keinen „Nadelroman“ gestalten;-)

Die Buchdeckel sind wie gesagt aus Holz, in das ich Löcher für die Bindung gebohrt habe. Da ist noch nix mit Weiß und mit Linie…

Die erste Lage/Heft (was auch immer…) besteht aus SnapPap, das ich mit Kaffee eingefärbt habe. Darauf habe ich ein altes Schnittmusterbild aus den 50er Jahren transferiert und mit weißer Acryltusche weiße Linien drumherum gezogen, um dem Ganzen eine Art Rahmen zu geben. Für wen dieser Nadelbrief gedacht ist, habe ich auch aufgestempelt: „Nur für echte Kerle!“ (Schrift besteht genau genommen ja auch aus Linien; nur weiß sind sie in dem Fall nicht…)

Auf der nächsten Doppelseite habe ich links kreuz und quer zarte, weiße Linien gestempelt. Darüber dann wieder ein kurzer Spruch… Rechts habe ich aus Tetrapack ein kleines Täschen für die Schere aufgenäht. Mit weißem Zickzackstich. (Schließlich gibt es ja auch Zickzacklinien…)

Die nächste Seite hat ebenfalls ein mit Zickzacklinien festgenähtes Tetrapacktäschchen; diesmal für Nähgarn. Und weiße Kreise – die Kreislinien sozusagen…

Die nächste Lage ist eine Art „Tetrapackcollage“. Da tauchen die weißen Linien wieder als Nähte auf, mit denen ich die Einzelteile zusammengenäht habe.

Auf der Innenseite habe ich es dann mal andersherum gemacht: Der Hintergrund ist weiß, die Linien nicht. Auf weißen Stoff habe ich den Ausdruck eines Schnittmusters transferiert. (Das wird dann der „Nadelhalter“) Da gibt es übrigens viele Linien auf so einem Schnittmuster: Anstoßlinie, Ansatzlinie, Stepplinie…)

Ein ganz dünnes, weißes Schnittmusterpapier habe ich auf die Alurückseite der Tetrapackcollage geklebt. Da sind auch wieder einige Linien zu sehen…

Die Rückseite ist dann wieder eine Tetrapackcollage…

Die letzte Lage besteht aus SnapPap, auf das ich Teile des gleichen Schnittmusters von oben transferiert habe. Ein paar der Linien habe ich nachgestickt – auch mal als gestrichelte Linie…

Die Innenseite ist ein Mix aus schon Bekanntem. (Auf den Stoff kommen noch Ersatzknöpfe…)

Auf der letzten Seite sind zwei Bilder übereinander transferiert: Erst das Schnittmuster, dann das Pyjamabild aus den 50er Jahren…

Übrigens ist dies eine ganz wichtige Seite: Da wird nämlich der „echte Kerl“ gelobt, dass er seine Näharbeiten so gut gemacht hat. „Putz- und Flickstunde“ würde mein Tom dazu sagen. 😉 Und für ihn ist auch dieser Männernadelbrief…

Nur noch schnell alles mit der koptischen Bindung zusammengebunden und dann dürft ihr mit mir durch den fertigen Nadelbrief blättern:

(Diese Seite habe ich nach dem Nähen noch etwas verändert…)

Es ist doch ein ganz schön dicker Schinken geworden. Aber Männer lieben ja Schinken… 😉

18. Dezember 2019- Umlaufbahn – abstrakt…

Das muntere Buchbinden geht weiter… diesmal mit dem „Long stitch with slit cover“.

Es sollte laut Ali, die diesen Online „Handmade book“ Kurs anbietet, eine leichte Bindung sein… so ganz das Richtige für einen entspannten Dezember. Dem kann ich nicht wirklich zustimmen. Ich fand es ziemlich unentspannt und es ging mir gar nicht leicht von der Hand…

Der Einband ist eher ein „Softcover“. Man konnte SnapPap nehmen, Leder, festen Karton etc. Für die Bindung wurde der Buchrücken geschlitzt, daher der Name.

Mein erstes Büchlein war klein (9,5cm × 15cm) und nur aus Kleisterpapier, das ich auf etwas dickeres Papier geklebt hatte. Ich glaube, ich habe meine Abstände der Schlitze nicht so günstig gewählt; es ist eher unstabil und in sich sehr wackelig. Hmpf…

Obwohl ich die Bindung ja eigentlich total doof fand, konnte ich keine Ruhe geben. Ich wollte wissen, ob ich das nicht doch noch besser hinbekomme (wenn das Material fester und das Büchlein größer ist…).

Diesmal habe ich zu meinem Lieblingsmaterial, alten Tetrapacktüten (hier habe ich die Vorgehensweise genauer erklärt), gegriffen, diese zusammengenäht und eine alte Zeichnung der Umlaufbahn mit Gelmedium drauftransferiert. Die Umlaufbahnen habe ich mit schwarzem Faden nachgenäht und etwas goldenen Sternenstaub (oder Weltraumschrott – sucht euch’s aus…) angebracht. Ein Knopf(planet) verschließt das Büchlein (16cm × 11cm) mit Hilfe eines Gummibandes.

Die Planeten habe ich kurzerhand mit Gelliprintkreisen überklebt…

… so dass das Ganze nun eine eher abstrakte Umlaufbahn geworden ist. 😉

Das Binden hat mich immer noch genervt, aber das Ergebnis gefällt mir viel besser! Dieses Tetrapackzeugs ist einfach genial! Ach so, ich vergaß zu erwähnen, dass ich die fertige Tetrapackcollage mit Buchbinderleim auf SnapPap geklebt und anschließend umnäht habe. So wird das Ganze schön stabil.

Das weiße SnapPap habe ich davor mit Kaffee und Gesso und ganz wenig Goldfarbe eingefärbt. Eingebunden sind in das Büchlein 8 Hefte, die aus Packpapier bestehen. Um jedes Heftchen habe ich einen Umschlag aus geweißten und zusammengenähten Buchseiten gemacht.

Das Monatsmotto von Andrea, alias die Zitronenfalterin, ist Sterne. Planeten sind ja bekanntlich Sterne… vielleicht dürfen meine ja auch in ihrer Linkliste Platz nehmen, auch wenn sie etwas abstrakt sind…

25. November 2019 – Noch mehr Buchbinderei…

Und weiter geht die muntere Buchbinderei…

Mein Buchbinde-Onlinekurs widmet sich jeden Monat einem neuen Buchprojekt. Letzten Monat war es die koptische Bindung, nun der „French Link Stitch“. (Da der Kurs auf Englisch ist, kann ich die Bindetechniken nicht immer so richtig übersetzen…)

Um den Buchblock liegen Bänder, die quasi umnäht werden. Dabei wird mit der Nadel immer unter den darunterliegenden Stich gefahren.

Ich habe drei Bänder genommen, aber man kann das sehr individuell handhaben. Das mittlere Band dient später zum Verschließen des Buches.

Bei diesem Büchlein habe ich fpr den Einband Kleisterpapier auf Tapete aufgezogen und in der Mitte gefaltet. Es hat die gleiche Höhe wie die Hefte, ist jedoch ein paar Millimeter breiter.

Es wird genauso wie die Hefte angenäht. Das Band wird anschließend durch die Schlitze in der Frontseite gezogen.

Schön ist bei dieser Bindung, dass das Buch ganz flach aufgeschlagen werden kann.

Der Einband ist, da keine bezogene Pappe verwendet wird, eher „weich“ – ein sogenanntes „Softcover“…

Noch besser gefällt mir die Variante mit dem Hardcovereinband. Dabei werden einfach vorne und hinten zwei bezogene Buchdeckel aufgeklebt. Die Bänder verschwinden darunter.

Verschließen kann man das Büchlein mit einem Gummiband.

So sieht das Büchlein von hinten aus.

Auch hier lassen sich die Seiten ganz flach aufschlagen. Bei der koptischen Bindung ist das ja ebenfalls der Fall aber mir persönlich gefällt der „French Link Stitch“ noch besser. Ich finde ihn auch unkomplizierter und schneller zu binden.

Verwendet habe ich dafür Kleisterpapier, das in einem Kurs in Homburg Anfang September entstanden ist. Dieses Papier ist mit der Abklatschtechnik gefertigt (zwei unterschiedlich eingefärbte Blätter werden aufeinandergelegt; mit diversen Gegenständen werden Muster auf die Rückseite „gedrückt“ dann werden die Blätter wieder auseinandergezogen). Anschließend habe ich noch Sonnen aufgestempelt.

23. Oktober 2019 – Kleine Buchbinderei…

Bei meinem Kleisterpapierworkshop in Homburg Anfang September ist auch allerlei Schnörkeliges bzw. Spiraliges entstanden…

Ehrlich gesagt waren das auch die Muster, die mir am leichtesten von der Hand gingen und immer wieder ganz automatisch entstanden… (Ich habe es einfach nicht geschafft, das Grün und das Gelb richtig zu fotografieren… Die Farben sind in Wirklichkeit viel schöner und kräftiger…)

Eine Weile lagen die Papiere bei mir einfach so herum… Nun bekommen sie ihren Auftritt: Da ich zur Zeit Lust auf Buchbinden habe, habe ich mich zu einem Online Buchbindekurs angemeldet. Jeden Monat gibt es ein neues Buchprojekt…

Im Oktober ist es die koptische Bindung. Genauer gesagt die “ Two Needle Coptic Binding“. Ich habe die koptische Bindung schon zuvor ein paar Mal ausprobiert; diese Variante gefällt mir aber auch ganz gut:

Außer den zwei sichtbaren Löchern wird in den Rand des Buchrückens ein „diagonales“ gestochen. Ist ein wenig schwer zu erklären, hat aber erstaunlich gut funktioniert…

Für mein erstes Buch habe ich einfach Stickgarn gewachst, da ich keinen farbigen Buchbindezwirn hatte. Das hat jetzt nicht sooo schlecht funktioniert aber eben auch nicht perfekt; deshalb ist der Stich auf der rechten Seite (bzw. unten) ein wenig „verwurstelt“…

Bei dem Buch hat das Fotografieren des Grün übrigens besser funktioniert.

Das „Level up“ Projekt war dann die koptische Bindung mit 4 Nadeln. Hab ich natürlich auch ausprobiert. mit dem anderen „spiraligen“ Kleisterpapier.

Hier sieht man, warum diese Bindung „Four Needle Coptic Binding“ heißt: zwei Stränge Buchbinderzwirn werden an jedem Ende in eine Nadel eingefädelt. Mit diesen 4 Nadeln näht man dann die einzelnen Lagen an die Buchdeckel. Da soll jetzt absolut keine Anleitung sein, denn das wäre viel zu aufwändig. (Ich musste das Video des Onlinekurses mehrere Male anschauen, ehe ich raushatte, was ich machen muss…) Nur, dass ihr so ungefähr eine Vorstellung davon habt, was ich meine… 😉

Auf diesem Bild sieht man, glaube ich, ganz gut, was ich mit dem „zusätzlichen Loch am Rand des Buchdeckels“ gemeint habe…

Das mit vier Nadeln genähte Buch ist bei mir instabiler geworden als das mit zwei Nadeln genähte… Vielleicht habe ich beim Buchdeckel annähen den Zwirn nicht straff genug gezogen… (obwohl er mir dabei sogar gerissen ist…grrrrrr)

Egal, soll ja eine Übung für mich sein… Und dafür ist es mir nicht sooo schlecht gelungen.

Ein Vorteil der koptischen Bindung ist, dass man das Buch ganz flach aufklappen kann.

Meine beiden Schnörkel- oder Spiral- oder „was auch immer“- Bücher schicke ich jetzt noch schnell zu Michaelas Mustermittwoch. Diesen Monat noch sammelt sie Schnörkel- und Spiralmuster.

23. September 2019 – Papierliebe am Samstag

Statt eines „Papierliebe am Montag„- Beitrags gibt es heute von mir einen Bericht über die „Papierliebe am Samstag“: Schon zum zweiten Mal fand vergangenen Samstag dieses schöne Treffen von acht kreativen Frauen bei Carmen (@mein_wintergartenatelier) in der Nähe von Pforzheim statt. Gemeinsam mit Susanne hat sie wieder ein neues Buchprojekt ausgetüftelt und uns zum gemeinsamen Werkeln ihr wunderschönes Wintergartenatelier zur Verfügung gestellt.

Wie schon beim letzten Mal bin ich nicht ganz fertig geworden und hätte auf meinen Seiten gerne noch das ein oder andere ergänzt. (Ich brauche einfach ziemlich lange, bis ich einen Plan habe und wälze die Ideen in meinem Kopf hin und her… und schwups… reicht mir die Zeit nicht mehr…. ) So hatte ich natürlich überhaupt keine Zeit, vom Werkelprozess oder von unserer tollen Location Fotos zu machen. Aber auf Instagram könnt ihr bei meinen Mitstreiterinnen sicher das ein oder andere Werkelfoto bewundern 😉

Hier gibt es also nur das fertige Werk zu sehen. Ein kleines Büchlein, bestehend aus acht Seiten im Format 15 cm × 15 cm, die alle so zugeschnitten und gefaltet werden:

(Nachtrag: Da in den Kommentaren nach der genauen Faltanleitung gefrag wurde, habe ich am Ende des Beitrags die Faltschritte noch etwas genauer erklärt)

An der Lasche wird das Blatt dann zusammengeklebt, so dass das fertige Einzelblatt im Prinzip folgendermaßen aussieht (Das Muster ist eines meiner vielen Versuchsblätter…):

Jede von uns hat sieben solche Einzelblätter zum Thema „Schrift“ gestaltet. Sechs wurden an die Mitwerklerinnen verschenkt, eines wurde behalten. Die sieben Einzelblätter wurden an den Seiten zusmmengeklebt, so dass ein auffaltbares Büchlein entstanden ist.

Susanne, alias Frau Nahtlust, hat dieses Blatt für mich gestaltet:

Meine Seite hätte ich, wie schon erwähnt, noch gerne weiterbearbeitet. Da aber meine verschenkten Seiten mangels Zeit ebn so aussahen,wollte ich die in meinem Büchlein auch nicht mehr verändern…

Von Carmen (@mein_wintergartenatelier) erhielt ich diese Seite:

Bhupali (@bhupaligupte) hat mir diese Collage geschenkt:

Von Sandra (@spielsandra) kam dieses Werk:

Und von Bärbel (@snigelpapper) dieses:

Heike (@buntewerkelei) machte diese Collagenseite:

Die Buchdeckel (in der Größe 8cm × 8cm) habe ich dann daheim auf das fertige Büchlein geklebt. Davor habe ich noch ein Band zum Verschließen gestaltet.

Die Vorderseite…

…und die Rückseite.

Es war ein sehr schöner Tag mit sehr, sehr netten Frauen. Außer dem gemeinsamen Werkeln hatten wir auch viel Zeit zum Austausch. Ich freu mich schon auf nächstes Mal!!!

Das Einbandpapier meines Büchleins stammt übrigens aus dem Kleisterpapierkurs, den ich Anfang September in Homburg besucht habe.

Es sind dort sehr schöne Papiere entstanden, aber da leider ein totales Fotografierverbot – sogar des eigenen Werktisches – bestand, gibt es dazu leider keinen Bericht, nur einen kleinen Einblick in einige der schönen Kleisterpapiere, die ich dort gemacht habe:

Nachtrag: Die Faltung der Seiten für das Büchlein geht folgendermaßen:

Ein Blatt (15cm × 15cm) zur Hälfte falten (es entsteht eine Talfalte):

Dann nochmals zur anderen Hälfte falten (wieder eine Talfalte):

Das Blatt wenden und diagonal falten. Wenn man es dann wieder umdreht, an zwei Talfalten und eine diagonale Bergfalte:

Ein Teil des Blattes wird nun weggeschnitten (wie aus der Skizze ersichtlich, wird der schraffierte Teil weggeschnitten; nur eine kleine Klebelasche bleibt bestehen):

Also, das sieht dann so aus:

Dann wird das Blatt gestaltet und erst wenn es fertig ist an der Klebelasche zusammengeklebt. Wie es dann weitergeht, habe ich oben ja beschrieben… 😉

01. Oktober 2018 – Das 15fünfzehn Geburtstagsbuch

Unsere Leona ist vor fast zwei Wochen 18 Jahre alt geworden! Und wie auch bei ihrer Schwester wollten wir gemeinsam mit Freunden und Familie etwas Persönliches für sie gestalten. Bei Alina war es eine große Fotocollage; für Leona haben wir ein Buch gemacht.

Freunde und Familienmitglieder haben immer eine Seite vorne und hinten gestaltet. Jeder auf seine Art…

Aus all diesen Kunstwerken habe ich dann ein 15fünfzehn Buch „gebaut“. Die Befestigung mit Buchschrauben erschien mir dafür am geeignetsten.

Für die Buchdeckel habe ich eine Collage mit Motiven aus „Alice im Wunderland“ gestaltet. Leona mag diesen Film sehr! Und da sie zudem das Zitat „Ich denke also bin ich“ von René Descartes ganz toll findet, war klar, dass auch dieses auftauchen musste.

Auf der Rückseite sieht man die große Leona!

Für den „Spiegel“ habe ich Buchseiten von „Alice im Wunderland“ verwendet, die ich zusammengenäht habe; natürlich mit Leonas geliebter Grinsekatze…

Und hinten nur mit Text.

Da jeder seine Seite vorne und hinten gestaltet hat, gehören die beiden nebeneinanderliegenden nicht wirklich zusammen.

Macht aber nix! Das Leben ist bunt!!!

So wie dieses Büchlein!

Und so wie all die Menschen, die ganz unterschiedliche Seiten gestaltet haben.

Es lebe die Diversität!

Das Format 15 cm × 15 cm passt wieder wunderbar zu Christines Sammlung: „15fünfzehn Themenheft„.

Ich hoffe, ich darf es trotzdem verlinken, auch wenn es diesmal nicht mein alleiniges Werk war… 😉

…sondern das von ganz vielen lieben Menschen…

… die alle etwas für Leona gemacht haben.

Ich habe jetzt nicht alle Seiten gezeigt, da ich nicht von jedem wusste, ob ich sein Foto veröffentlichen darf…

Aber fast alle… 😉

03. September 2018 – Störzeichen N° 31

Im Urlaub in Kroatien habe ich ein neues 15fünfzehn Themenheft (bzw. -büchlein) begonnen und es dann daheim fertig gestellt.

Irgendetwas wollte ich im Urlaub schon werkeln, aber ohne großen Plan und weniger Zeugs zum Mitnehmen als letztes Jahr beim Papierschöpfen… Einfach aus Spaß am kreativen Tun; zum „Spielen“ sozusagen…

So habe ich mir dann noch zuhause aus Kartonversandtaschen 15 cm ×15 cm große Karten geschnitten und diese samt ein paar Farben sowie ein paar weiteren Kreativutensilien mit in den Süden genommen…

Im langersehnten Urlaub hinderten mich zunächst jedoch ein paar „Störzeichen“ am uneingeschränkten Genießen. Aber auch aus einer Zitrone kann man eine Limonade machen – und aus einem Störzeichen eben ein Büchlein… 😂

(Im Übrigen ist die Zahl 31 in diesem Zusammenhang völlig belanglos; mir hat sie einfach so gut gefallen. 😉 )

Jeden Tag habe ich dann ein wenig darin gewerkelt und dabei das Zeug verwendet, das ich mitgenommen oder unterwegs gefunden hatte: einen Granatapfel, Blätter, ein Stück Plastikrohr…) Wieder zu Hause bekam mein Büchlein dann den letzten Schliff, durch genähte Elemente, Buchstabenstempel und Co.

Da ich außer einer etwas „philosophischen“ Phase auch noch ein paar Ausgaben der ZEIT dabei hatte, bekam jede Doppelseite meines kleinen Büchleins eine kleine „Denkanstoß“-Überschrift, wie hier zu sehen. Drei kleine Spiegelchen sind außerdem aufgeklebt; vielleicht helfen sie ein wenig bei der Suche…

Auf der nächsten Seite ist Platz, um alle möglichen Ich-Erfolge zu sammeln; und zwar in einem Täschchen aus Teebeutel. Mit den Blättern, die ich unterwegs gesammelt hatte, habe ich die linke Seite bedruckt…

Bei dieser Doppelseite habe ich unter anderem mit einem aufgeschnittenen Granatapfel gedruckt. Das aufgenähte Papier mit dem Zitat ist selbstgeschöpftes vom letzten Jahr und dient als Sammelstelle für alle möglichen Chancen…

In der „Wundertüte“ werde ich all das sammeln, was mein Leben reicher macht…

Diese Seite soll mich einfach nur daran erinnern, dass es ruhig mal schlampig und unordentlich zugehen darf.

Eigentlich kein großes Problem für mich… 😉

Hinter dem kreuz und quer gespannten Garn ist Platz für Dinge, die ich schon in meinem Leben „gelernt“ habe. Die Sätze links habe ich durch Tesafilmtransfer zu Papier gebracht…

Mir gefällt dieses Zitat zum Thema Reisen sehr gut!

Auf den Etiketten ist genug Platz für abgelegte Gewohnheiten…

Zeit – und vor allem genug Raum – zum Entdecken bietet diese Doppelseite, die ich bewusst fast leer gelassen habe. Wenn es nicht ganz so voll ist im Leben kann man viel besser Entdeckungen machen.

Die Flügel sowie den Schmetterling auf der Blüte habe ich durch Transfer mit Gelmedium auf zum Teil schon bedruckte Seiten gebracht. Es waren einfache Bilder aus einer Drogeriemarkt-Werbezeitschrift. Nicht kopiert oder ausgedruckt, einfach die rausgerissenen Seiten selbst. Das funktioniert super! Ich bin jedes Mal begeistert, dass man dabei den Untergrund noch so toll durchsieht.

Geschlossen wird mein Büchlein mit der Paketschnur, die ich beim Zusammenbinden des Büchleins extra lang gelassen habe.

Auf der Vorderseite habe ich ein Stöckchen mit rein gebunden.

Ein Stückchen Fliese vom Strand habe ich gelocht und als Knopf zum Verschließen genutzt.

Ich mag es sehr, mein etwas anderes Urlaubsbuch. Es bietet mir durch die kurzen Denkanstöße eine gute Gelegenheit, immer mal wieder über bestimmte Themen nachzudenken sowie genügend Platz für meine Gedanken dazu. Last but not least sind Störzeichen gar nicht so schlecht. Ein Sprichwort aus Russland lautet: “ So wird es nicht werden, aber irgendwie wird es schön werden.“

Ich schicke das Büchlein nun weiter zu Christine von Buntpapierfabrik, die die schöne Idee hatte, jeden Monat ganz viele 15fünfzehn Hefte zu sammeln…

23. April 2018 – Born to be wild!

„Blätter“ ist SusannesPapierliebe am Montag“ – Thema im April. Irgendwie hatte ich sofort Wildkräuter und deren Blätter im Sinn…

Eine Kollegin und ich haben am Freitag vor einer Woche im Kindergarten einen Eltern-Kind-Nachmittag zum Thema „Wildkräuter sammeln und zubereiten“ angeboten. Eine Wildkräuterexpertin hat uns dabei begleitet – und 2 Stunden später wusste ich die Namen etlicher Wildkräuter schon nicht mehr 🙁

Deshalb wollte ich mir gerne ein Büchlein machen, in das ich die wichtigsten Infos reinschreiben kann.

Ich mag ja die Technik des Gelatinedrucks sehr und so habe ich mit Blättern von diversen „Un“- bzw. Wildkräutern gedruckt…

Da das Büchlein später gefaltet wird und mir das Ergebnis in A4 dafür zu klein war, habe ich auf A3 Blätter gedruckt. Aus einem der Drucke ist dann ein kleines Heftchen – ein so genanntes „Envelope Booklet“ – nach dieser Anleitung entstanden.

Da ich eher der Typ „Matscherin“ bin, hat leider auch die Rückseite meines Druckes Farbe bekennen müssen… das hätte man bei dem fertigen Büchlein gesehen und so habe ich in die Mitte gelbes Papier geklebt:

Ergänzend zu der Anleitung habe ich noch gelbe Seiten dazwischen genäht.

Und zwar mit dem Stich, mit dem man ein normales Heft bindet. So sieht es von der Seite aus:

Einen Verschluss sollte mein Büchlein auch noch bekommen.

Dazu habe ich aus einem weiteren Gelliprint einen 2 cm breiten Streifen ausgeschnitten, in der Mitte gefaltet und zusammengeklebt.

Dieser wird als Verschlussschlaufe rechts im Umschlag festgeklebt. (Auf dem oberen Bild hatte ich die gelben Seiten noch nicht eingenäht…) Zum Feststecken wird auf der Vorderseite ein kleiner Schlitz gemacht. Aufpassen, dass man nicht durch die anderen Seiten schneidet! (Ich habe zum Schutz ein Stück Pappe untergelegt)

Aufgeklappt sieht das Büchlein von außen so aus:

Und von innen so:

Jetzt kommt noch meine Schrift drauf… (Ohne Statement geht bei mir gar nix 😉)

Nachdem ich mir fachkundigen Rat von meiner familieneigenen „Kräuterhexe“ Kerstin geholt habe – die leider viel zu weit weg wohnt – habe ich mir noch Merkkärtchen für ein paar Wildkräuter gemacht:

Vorne sind sie mit Gelliprintresten beklebt.

Die Blätter, die an den Bändern baumeln, sind ausgeschnittene, gelligedruckte Wildkräuterblättchen.

Die Rückseiten zieren ein paar Wildkräuter, die ich nun schon mal nicht mehr vergessen werde….

16. April 2018 – zerrissener Traum…

Mascha Kalékos „Langschläfers Morgenlied“ war diesmal die kreative Herausforderung von Andrea Holunders Eye Poetry:

Langschläfers Morgenlied

Der Wecker surrt. Das alberne Geknatter
Reißt mir das schönste Stück des Traums entzwei.
Ein fleißig Radio übt schon sein Geschnatter.
Pitt äußert, daß es Zeit zum Aufstehn sei.

Mir ist vor Frühaufstehern immer bange.
… Das können keine wackern Männer sein:
Ein guter Mensch schläft meistens gern und lange.
– Ich bild mir diesbezüglich etwas ein …

Das mit der goldgeschmückten Morgenstunde
Hat sicher nur das Lesebuch erdacht.
Ich ruhe sanft. – Aus einem kühlen Grunde:
Ich hab mir niemals was aus Gold gemacht.

Der Wecker surrt. Pitt malt in düstern Sätzen
Der Faulheit Wirkung auf den Lebenslauf.
Durchs Fenster hört man schon die Autos hetzen.
– Ein warmes Bett ist nicht zu unterschätzen.
… Und dennoch steht man alle Morgen auf.

Mascha Kaléko

Meine erste Assoziation dazu war, in einer Collage den zerrissenen Traum zu symbolisieren. Aus ihr wollte ich dann ein Buch machen, diesmal mit japanischer Bindung.
Es ist erst meine zweite Collage und sie ist fast zeitgleich mit meiner Collagensammelmappe entstanden. Irgendwie ist während des ganzen Prozesses so einiges schief gelaufen, so dass mein Buch auch „das Buch der sechs Ach Mann’s“ heißen könnte.
Ehrlich gesagt, waren es viel schlimmere Sachen, die ich ausgerufen habe. Gehen wir lieber mal nicht näher darauf ein 😉

Weil ich bei der ganzen Werkelei mehrmals kurz vor diversen Nervenzusammenbrüchen und Wutanfällen stand, habe ich es versäumt, Fotos vom Entstehungsprozess zu machen. (Eigentlich schade; wäre ganz interessant gewesen) Heute gibt es also mehr zu lesen…

Für meine Traumcollage habe ich einen aus der „Zeit“ ausgeschnittenen Himmel mit allerlei Traumelementen (Einhorn, fliegender Fisch, Himmelsschaukel…) beklebt und anschließend entzwei gerissen. Damit das Ganze einen unwirklichen Traumcharakter bekommt, habe ich auf die beiden Teile eine Lage Serviette mit Serviettenkleber geklebt. Da der Untergrund dünnes Zeitungspapier war, hat sich dieses durch den feuchten Kleber stark gewellt; beim Versuch, es feucht zu pressen, ist mir ein Stück Fisch an der Plastiktüte, die ich extra zwischengelegt hatte, hängengeblieben. (= 1.“Ach Mann“)
Ich war kurz davor, das Ganze wegzuschmeißen und eine neue Collage anzufertigen. Ich habe dann aber doch nochmal probiert, wie es auf farbigem Untergrund aussieht. (Irgendwie mische ich mir grad immer eine Art „Morgentau“-Farbe zusammen. Sie scheint mir zu gefallen😉)
Mit meinen Lieblings-Silber-Luftpolsterfolientupfen „drübergestreut“ hat mir mein Werk nun doch ganz gut gefallen und der arme Fisch wurde repariert.

Mit weißem Gelstift habe ich dann den Text geschrieben und den Wecker aufgeklebt. Der ist ja (leider) ganz real und bekam daher keine „Weichzeichneroptik“.

Die Rückseite kommt eher schlicht daher: einfarbig mit Silberdruck:

Auf den Spiegel (d.h. die Rückseite des Buchdeckels) wollte ich das ganze Gedicht von Mascha Kaléko von Hand schreiben. Damit alles schön grade wird, habe ich mit Bleistift Linien gezogen. Die hat man nach dem Radieren aber immer noch gesehen… Grrrr! (= 2.“Ach Mann“) Also habe ich den Text eben ganz schnöde mit dem Computer geschrieben…

Fast fertig, dachte ich mir, nur noch schnell mit einer Ahle die Buchdeckel für die japanische Bindung lochen. Blöderweise habe ich den unteren Buchdeckel dabei falsch herum unter den ersten gelegt (mit dem Spiegel nach oben…) und es erst nach dem Lochen gemerkt. Das heißt, die Löcher vom oberen Deckel passten nicht mit denen vom unteren zusammen. (= 3.“Ach Mann“)
Nach einem kurzen Frustmoment habe ich einen neuen Deckel gemacht. Dabei musste ich zuvor das Einbandpapier neu färben und mit der Luftpolsterfolie die silbernen Bläschen aufdrucken. Im Eifer des Gefechts habe ich das Eimerchen mit silberner Siebdruckfarbe vom Tisch gefegt… Unser Wohnzimmerparkett im Silberbad! (= 4.“Ach Mann“)

Er wurde dann aber schließlich dochfertig, mein rückwärtiger Buchdeckel. Ich habe gleich noch einen gemacht, damit ich für den falsch gelochten ein Pendant habe. Jetzt kann ich ein zweites Buch binden… irgendwann…

Das 5.“Ach Mann“ war vergleichsweise harmlos. Das Einbandpapier des Spiegels ist an der Knuckstelle gerissen. Mit Washitape war das aber leicht zu beheben…

Endlich konnte ich meine Deckel und den Buchblock zusammennähen. Das Garn war so dick, die Löcher so klein… ich habe herumgezogen und mit der Nadel hantiert, alles mit der Rückseite nach vorne. Als ich schließlich das Buch umgedreht habe, war mein „Cover“ blutverschmiert. Ich habe mir in den Finger gestochen und es nicht gemerkt. (= 6. „Ach Mann“)

Zum Glück konnte ich es durch die Serviettenlackschicht gut wegwischen.
ENDLICH FERTIG! Ich bin sehr stolz, dass doch etwas aus meiner Traumidee wurde!

Was ich in mein Buch reinschreiben werde, weiß ich noch gar nicht. Aber da fällt mir bestimmt was ein.

Danke, Andrea, für die tolle Eye-Poetry-Aktion! Ich finde es immer wieder schön, sich länger mit einem Text zu beschäftigen.

9. April 2018 – …ich mach mir die Welt…

…Widdewidde wie sie mir gefällt! Das fasziniert mich an Collagen: dass man aus einzelnen Teilen eine ganz neue Wirklichkeit erschaffen kann.

Ich bin schon eine Weile um das Collagenthema herumgeschlichen. Irgendwie hat mir der entscheidende Kick gefehlt. Aber ich habe zumindest schon mal begonnen, Bildchen, die mir gefallen, auszuschneiden und zu sammeln.

Kleine Bildchen in so Fotoklappalben, größere in einem Schnellhefter… aber was ist mit noch größeren?

Na, da musste dann eben eine Sammelmappe her, die ich mir kurzerhand ( ehrlich gesagt eher langer Hand 😉) erwerkelt habe. Und das ging so:

Aus Graupappe habe ich zwei Teile mit den Maßen 32 cm × 45 cm ausgeschnitten.

Einen Streifen aus Packpapier (45 cm × 9 cm) habe ich zunächst in der Mitte gefaltet, dann rechts und links von der Mitte noch eine Falte mit jeweils 1,5 cm Abstand zur Mittelfalte (Die beiden äußeren Falten werden in die andere Richtung gefaltet, wie die Mittelfalte.):

Anschließend habe ich die beiden Graupappen so draufgeklebt, wie auf dem Foto zu sehen:

Dabei ist es besser, den Karton mit Leim zu bestreichen, da sich dann das Papier nicht so wellt.

Auf die Rückseite wird ein Streifen aus Buchbindeleinen (50 cm × 9 cm) geklebt, den ich zuvor wie das Packpapier gefaltet habe. (Oben und unten steht es jetzt noch über und wird auf die andere Seite geklappt.)

Auf der Rückseite sah das jetzt irgendwie blöd aus. Ich habe daher noch einen Streifen Buchbinderleinen darüber geklebt. (Eigentlich hätte ich dann den Packpapierstreifen auch gleich weglassen können… ich weiß auch nicht… „trying by doing“ eben). Die Falten habe ich mit dem Falzbein gut nachgearbeitet, damit diese ziehharmonikaartige Faltung gut „sitzt“.

Damit die gesammelten Sachen später nicht rauspurzeln, kommen noch Klappen in die Mappe hinein. Dafür habe ich aus schwarzem Tonkarton 2 Streifen mit 26 cm × 12 cm und einen Streifen mit 35 cm × 12 cm ausgeschnitten. Mit dem Falzbein habe ich verschiedene Falze gemacht:

Den ersten bei 1,5 cm (das ist die spätere Klebefläche). Drei weitere mit einem Abstand von je 1 cm, damit sich meine Mappe nach Bedarf „ausdehnen“ kann. Aufgeklebt werden die Klappen erst später…

Das war erst mal die Pflicht… jetzt kommt die Kür! 😀

Hmmm, meine erste Collage… ich habe diverse ausgeschnittene Bilder auf den verschiedensten Hintergründen hin- und hergeschoben, neu angeordnet, rumprobiert… und mir nach und nach den Entwurf meiner eigenen Fantasiewelt erschaffen. Die graue Wirklichkeit wird bunt… („Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – sozusagen)

Auf einem morgentaugefärbten Hintergrund (wobei ich ja inzwischen festgestellt habe, dass das nicht unbedingt die Farbe „Morgentau“ ist.) habe ich die Collage fertig gestellt und auf die Vorderseite des Sammelmappenrohlings geklebt. Der rückwärtige Buchdeckel ist relativ schlicht. Nur ein paar Fischlein und Weltkartenblasen tummeln sich dort:

Auf diesem Bild sind die Gummibänder schon montiert. Wie das geht, erkläre ich gleich…

So sieht die bezogene Sammelmappe von innen aus.

Auf dem rückwärtigen Buchdeckel habe ich innen angezeichnet, wo die Löcher fürs Gummiband hin sollen: von den äußeren Ecken jeweils 11 cm und 1 cm vom Rand entfernt.

Ich habe dann schwarzes Gummiband durch die Löcher gezogen und mit Metallösen befestigt.

Die zuvor hergestellten Klappen werden nun auf der Innenseite oben, unten und rechts angeklebt (über die Ösen).

So sieht es aus, wenn sie eingeklappt sind.

Fast fertig! Jetzt werden noch die Innenseiten der Deckel bezogen. Ich habe dafür Teile einer alten Landkarte von Nordamerika genommen (da wollte ich eh schon mal hin…).

Tadaaaaa! Meine erste, selbstgemachte Sammelmappe ist fertig und kann befüllt werden…

28. März 2018 – Den Buchstaben auf der Spur…

Mein vergangenes Wochenende stand ganz im Zeichen der Buchstaben: Von Freitag bis Sonntag war ich gemeinsam mit meiner Mutter in Dresden, bei dem Kurs „Schriftspiele“ von Marí Emily Bohley . Mein lieber Tom war auch mit dabei, hat sich aber nicht so sehr den Buchstaben zugewandt, sondern stattdessen lieber fotografiert.

Ausgehend von der „Humanistischen Kursive“ haben wir sehr streng kalligrafisch geschrieben aber oft auch mit Schrift spielerisch gestaltet.

Begonnen haben wir zunächst ganz groß. Mit Balsaholz und farbigen Beizen entstanden Striche und erste Buchstaben auf dem Papier:

Das Ergebnis waren farbige Finger 😉 und schöne Hintergründe, die wir am nächsten Tag dann mit kleineren, mit der Bandzugfeder geschriebenen, Buchstaben ergänzten.

Marí nahm uns gleich zu Beginn die Illusion, Kalligrafie „mal eben so schnell“ zu erlernen. Was so leicht aussieht, ist (leider) oft das Ergebnis jahrelangen Übens… Also quasi genau das Richtige für mich, deren Kernkompetenz Geduld ist… (SPASS!!!)

Manche Buchstaben klappten ganz gut, andere weniger…

Zur Auflockerung haben wir zwischendurch wilde Formen mit einem breiten Pinsel zu Papier gebracht:

Auf diese tollen Hintergründe wurde dann mit der Ziehfeder „skriptoral“ (mit einer Art Fantasieschrift) geschrieben.

Das ist zwar bei mir noch ausbaufähig, hat aber total Spaß gemacht.

Immer wieder hat uns Marí Tips und Umsetzungsmöglichkeiten gegeben. (Mit Chlor auf Farbe geschrieben bringt auch tolle Ergebnisse!)

Zum Schluss haben wir aus unseren Übungsblättern (mit der japanischen Bindung) ein Buch gebunden, dessen „Cover“ Marí für jeden gestaltet hat. Meines hat zusätzlich noch viele leere Seiten, da das mein Schriftübungsbuch werden soll…

Passend zu dem Kurs habe ich am Samstag Morgen auf dem Flohmarkt am Elbufer alte Ost-Kalligrafiefüller mit vielen Federn gefunden. Und Buchstabenstempel – wenn ich mal keine Lust zum Üben habe 😉

Sehr, sehr nett war, dass ich bei dem Kurs Ulrike kennengelernt habe, die ich bisher nur von ihrem Blog kannte!

Es hat sich also rundum gelohnt. Ich bin jetzt bis oben hin voll mit Eindrücken. Die müssen sich erst mal setzen. Tja, und dann heißt es: Üben nicht vergessen!