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17. Juni 2020 – Ein Experiment…

Fragment & Faden“ – das ist das MittwochsMix-Thema im Juni. (Der MittwochsMix ist ein Gemeinschaftsprojekt von Michaela und Susanne.) Bisher habe ich mich ja eher mit Fragmenten im Sinne von Bruchstücken und Überresten beschäftigt. Ein Fragment nennt man aber auch ein unvollendetes Kunstwerk und das trifft es heute ebenfalls… Vor einiger Zeit hat Susanne in einem Post das Buch „30 Bilder in drei Tagen“ von Georg Kleber erwähnt. Ich habe das Buch daraufhin eigentlich für meine Tochter Leona gekauft, die richtig toll zeichnen kann. Es war aber so gar nicht ihres und so habe ich beschlossen, die darin vorgestellte Methode selbst mal auszuprobieren. Nur mit 8 Bildern statt mit 30, in wesentlich mehr als drei Tagen und eigentlich gemeinsam mit meinem Tom – der aber schon nach einem Tag aufgegeben und sich lieber mit Zentangel beschäftigt hat. Ich hab mich durchgebissen – weil ich nicht so gerne gleich aufgebe. Den ersten Teil dieses Experiments zeige ich euch jetzt, den zweiten nächste Woche.

Begonnen habe ich alle Bilder mit einer Aquarellbuntstiftzeichnung von Pflanzen. Als Material habe ich die verschiedensten Papiere im Format A5 genommen. Bei Bild Nr.1 habe ich einen Farn auf ein mit Gesso übermalten Ausdruck einer alten ärztlichen Bescheinigung gezeichnet.

Als zweiten Schritt (und völlig unabhängig vom ersten) wollte ich die „blotted line“ – Technik wieder ausprobieren, die ich bei einem Kurs Ende Januar kennengelernt habe. Damals hat es super funktioniert aber seitdem gar nicht mehr. Keine Ahnung, ob es an der Tusche, der Feder oder sonst was liegt. Da war ich dann schon etwas genervt von dem Experiment und habe einfach nir noch mit der Tusche rumgekritzelt bzw. rumgematscht.

Entsprechend gering war am nächsten Tag meine Lust, daran weiterzuarbeiten. Ich habe einfach irgendwelche Schablonen draufgedruckt – sozusagen ohne Sinn und Verstand…

Wenn man nichts mehr schlimmer machen kann, wird es manchmal tatsächlich ein wenig besser, indem man beherzt und ohne zu überlegen einfach nur irgendetwas macht. In diesem Fall Teebeutelpapiere und eingefärbte Stoffstückchen draufkleben… Die folgende Phase (die ich nicht mehr in allen Einzelheiten festgehalten habe…) war dann wieder geprägt von wildem, oft genervtem, Ausprobieren und „beinahe in den Mülleimer schmeißen“.

Wenn nichts mehr geht, dann geht immer noch ein Transfer mit Gelmedium 😉 Und, was soll ich sagen, man sieht zwar nur noch Fragmente (das Stichwort!) der darunter liegenden Schichten – ein Faden ist auch vorhanden 😉 – aber ich glaube, man kann es so lassen. Vielleicht wird das Bild mal ein Buchcover…

Das Bild Nr. 2 habe ich mit einer Zeichnung von Zyperngras auf Packpapier begonnen.

Hier kann man ganz gut meine genervte „mir doch egal, wenn die doofe blotted-line nicht funktioniert“- Stimmung erkennen…

…und die totale Unlust, daran überhaupt noch weiter zu machen.

Ein wenig besser ist es auch hier geworden, als ich zu Teebeutelpapieren und Mullbinde gegriffen habe.

Hier erkennt man ebenfalls nur noch Fragmente der zuvor stattgefundenen Schritte, aber auch das Bild darf fürs erste so bleiben. Der Faden findet sich in dem genähten Gitter im Hintergrund.

Bild Nr. 3 war die Zeichnung einer Mohnblume. (Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Zeichnen eigentlich gar nicht mag und es auch überhaupt nicht kann??? Manchmal frage ich mich echt, warum ich mir solche „Experimente“ antue…)

Frustkritzelei mit Tusche…

…und „mir doch wurscht“-Schablonendruck.

Ein bisschen besser wieder mit der guten Mullbinde, die eben nicht nur Wunden verarztet…

Und hier das fertige Bild, das ich auf Stoff geklebt habe, um besser die mit Gelmediumtransfer aufgebrachte Blüte nachnähen zu können.

Bei dem letzten Bild, das ich heute vorstelle, habe ich einen Bambus auf einen alten Briefumschlag gezeichnet.

„Markmaking“ mit Tusche…

Und irgendwie weiterbearbeitet. Es bleibt jedoch Fragment und damit unvollendet. Mal sehen, ob noch irgendwann etwas daraus entsteht oder es doch noch im Müll landet.

Nächste Woche dann zum letzten Mal Fragment und Faden bei den anderen vier Bildern.

8 Kommentare

  1. toll, liebe Andrea, dass du das Buch bestellt und dich dran gesetzt hast. Die Hintergründe hättest du definitiv anders nicht hinbekommen als durch Malen, Übermalen, Dazumalen, Ergänzen etc. Das ist doch klasse! Ich könnte auch mal wieder an die nächsten 30 (oder acht oder so) Bilder gehen, und mal schauen, wann ich dazu komme. Jedenfalls sind das gute Schritte, und ich bin sicher, die Technik wird noch deins!
    LG. Susanne

  2. deine beschreibungen klingen total spannend. ich kenne das auch nur zu gut, dass ich manche sachen von mir ganz schrecklich finde und dann auch erstmal nur rummatsche. meine sachen finden aber meistens dann den weg in den papierkorb. deshalb finde ich es absolut bewundernswert, dass du weiter daran gearbeitet hast und meiner meinung nach richtig gute ergebnisse bekommen hast. besonders beim zyperngras sieht man das ganz deutlich. die phase auf bild 2 ist wirklich wirr und wird aber dann – wie auf dem letzten foto zu sehen – zu einem sehr gelungenen werk, dass durch schrift und farbe nochmal zusätzlich überzeugt.
    ich bin auch nicht gerade ein fan vom zeichnen und finde es sehr mühselig. doch wenn ich mich intensiv darauf einlasse, kommt auch gelegentlich etwas ganz gutes dabei heraus.
    liebe grüße
    mano

  3. Es ist großartig und bewunderswert, wie du deinen Arbeitsprozess beschreibst und jeden Schritt dokumentierst, auch wenn du nicht zufrieden bist. Die vielen Schichtungen und Übermalungen erzählen Geschichten und du verbindest damit ganz viel Erfahrung und Erkenntnis. Zeichnen üben und dann das ganze unter anderen Schichten verstecken, ist eine Möglichkeit, sich langsam ranzutasten. Vielleicht magst du irgendwann auch eine Zeichnung als oberste Schicht sehen! Ich danke für deine Experimente und dein Durchhalte-Vermögen.
    Ganz herzlichen Mittwochsgruß
    Michaela

    • Eins fällt mir noch auf bei deinen Bilder: Du lässt dich zu sehr vom Format einschränken. Versuche doch auch mal mehr mutig in den Anschnitt zu sehen und über den Papierrand hinaus zu arbeiten, das gibt auf jeden Fall spannende Kompositionen.

  4. Es war so kurzweilig und richtig spannend diesen Beitrag zu lesen, deinen Frust mitzuerleben! Echt toll, dass du nicht aufgegeben hast und am Ende doch zufrieden sein kannst! Ach, ich kenne diese Phasen nur zu gut, und mir lässt es auch immer keine Ruhe, bis ich eine Lösung gefunden habe. Übrigens ‚hängt‘ der Georg Kleber auch noch an meiner Pinnwand – muss ich jetzt auch bestellen, unbedingt!
    Liebe Grüße – Ulrike

  5. Liebe Andrea,
    welch ein schöner Bericht. Ich finde es toll, wie Du beginnst und das angeblich missglückte weiter bearbeitest. Deine Ergebnisse sind toll geworden und es gibt Mut auch immer mal weiter zu verändern und nicht direkt aufzugeben. Danke.
    Liebe Grüße
    Monika

  6. Mensch Andrea, wie toll. Es hat Spaß gemacht den Post zu lesen. Ich hatte das Gefühl dabei zu sein und dir über die Schulter zu schauen. Danke.
    Und die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend. Das Buch macht mich neugierig.
    Liebe Grüße
    Ute

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